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Israel beim ESC

Der Eurovision Songcontest findet jedes Jahr im Mai statt. Ausgerichtet von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) treten fast 40 Staaten mit ausgewählten Songs gegeneinander an. Neben Ländern, die in Europa liegen, gibt es auch Staaten, die, trotz ihrer Lage auf anderen Kontinenten, Mitglied der EBU sind und regelmäßig teilnehmen. So z.B. Aserbaidschan, Georgien oder Israel.

Um Israel und dessen Songauswahl ging es zuletzt. Ursprünglich war geplant, dass die israelische Kandidatin Eden Golan am 11. Mai in Malmö mit ihren Song „October Rain“ antritt. Der Song sorgte allerdings für Kritik und wurde von der EBU als „zu politisch“ abgelehnt. Auch wenn nicht explizit im Text erwähnt, ist deutlich, dass sich das Lied auf den Angriff der Hamas am 7. Oktober bezieht und eine Unterstützung für die israelischen Streitkräfte (IDF) darstellte. So ebenfalls der von Golan eingereichte zweite Song „Dance Forever“. Die EBU hatte dem israelischen Sender „Kan“ deutlich gemacht, dass Golan nur mit Textanpassungen teilnehmen könne. Das hatte der Sender zuvor abgelehnt, erst als sich Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog einschaltete und Textänderungen forderte, wurde aus „October Rain“ der Song „Hurricane“. Zu der Teilnahme sagte Herzog: „Ich denke, es ist wichtig, dass Israel beim Eurovision Song Contest auftritt, weil es eine Bühne für Hunderte Millionen Zuschauer ist“.

Mehrere Künstler:innen, allen voran aus dem skandinavischen Raum, aber auch aus Irland, Spanien etc., hatten einen Ausschluss Israels aus dem diesjährigen ESC gefordert. Auch Mitglieder des Europäischen Parlaments hatten sich der Forderung angeschlossen. Schwedische Kulturschaffende kritisierten die „brutale Kriegsführung in Gaza“, auch in anderen Staaten gab es Proteste. Der Krieg im Nahen Osten ist von Beginn der Neuentflammung im Oktober ebenfalls ein Krieg um die öffentliche Wahrnehmung. Während einige Regierungen das Handeln der israelischen Regierung in Palästina kritisierten und Südafrika sogar eine Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim internationalen Gerichtshof einreichte, ist Schweigen oder offene Unterstützung Israels die gängige Praxis in vielen Staaten. Allen voran in Deutschland wird Kritik an Israel umgehend mit dem Vorwurf des Antisemitismus im Keim erstickt. Dass die israelische Regierung seit Oktober 30.000 Menschen, unter ihnen zum großen Teil Frauen und Kinder, ermordete, scheint kein Ausschlusskriterium für einen Wettbewerb zu sein, der angeblich Völkerfreundschaft und Zusammenhalt hervorhebt. Der Contest sei kein Wettbewerb zwischen Regierungen, sondern ein Antreten von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gegeneinander, so EBU Generaldirektor Noel Curran. Russland war nach dem Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 suspendiert worden. Dass der gleiche Standard nicht für Israel gilt, wurde mehrmals bewiesen. Hier geht es längst nicht mehr um Songs, sondern darum die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen. Schließlich erreicht der ESC jedes Jahr 180 Millionen Bildschirme.

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