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Jahreshauptversammlung des Internationalen Jugendvereins Hamburg: Ein Ort für kämpfende Jugendliche

Alix Calimez

Unter dem Motto „Jugend gegen Rassismus, Aufrüstung und Sozialabbau“ versammelten sich am vergangenen Wochenende rund 150 Jugendliche zur Jahreshauptversammlung des Internationalen Jugendvereins Hamburg, der ältesten Ortsgruppe des bundesweit aktiven Verbandes. Die Versammlung markierte einen wichtigen Meilenstein für die wachsende Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, junge Menschen in ihrem politischen Engagement zu bündeln und gemeinsame Strategien gegen soziale Ungerechtigkeit zu entwickeln.

Im Zentrum der Veranstaltung standen nicht nur politische Diskussionen, sondern konkrete Auswertungen und Beschlüsse aus den vergangenen Monaten. Sieben vorbereitende Stadtteil- und Branchentreffen, an denen Schülerinnen, Studierende und junge Arbeiterinnen teilgenommen hatten, bildeten die Grundlage der Versammlung. Dabei wurde deutlich: Die soziale und politische Lage beschäftigt die Jugend in Hamburg – und sie ist bereit, aktiv zu werden.

Vor allem an den Hochschulen ist der Unmut groß. Steigende Mieten, hohe Mensapreise und chronische Unterfinanzierung der Bildungseinrichtungen treiben Studierende auf die Straße. Der Jugendverein beteiligte sich an der bundesweiten Bildungsprotest-Kampagne „Strike Back“ und organisierte in Hamburg bereits eine Demonstration im Vorfeld der Bürgerschaftswahlen. Auch rassistische Vorfälle und unzumutbare Wohnbedingungen, wie etwa Kakerlakenbefall in Studierendenwohnheimen, wurden thematisiert. Ziel sei es, so der Beschluss der Hochschulgruppen, an allen drei großen Universitäten in Hamburg politische Strukturen aufzubauen und Sitze in den Studierendenparlamenten zu gewinnen.

Auch in der Arbeiterjugend verzeichnet der Jugendverein Fortschritte. Besonders die Gründung einer ersten Berufsschulgruppe junger Erzieherinnen wurde positiv hervorgehoben. Gemeinsam wurde an gewerkschaftlichen Aktionen teilgenommen und Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen in Kitas erhoben. Der Verein will seine Rolle als Sprachrohr junger Arbeiterinnen weiter ausbauen und sich in betrieblichen Kämpfen verankern.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt in den Stadtteilen. In Altona konnte durch kulturelle Aktivitäten, darunter ein großes Stadtteilfest, eine breite Vernetzung mit Jugendlichen erreicht werden. Proteste gegen rassistische Übergriffe oder das drohende Aus von Jugendräumen, wie dem Graffiti-Haus im Fischers Park, fanden breite Unterstützung. Auch in Wilhelmsburg wird nun mit neu eröffneten Räumen die Arbeit aufgenommen.

In der politischen Bewertung der Versammlung wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen internationaler Kriegspolitik, deutscher Aufrüstung und dem sozialen Abbau im Inland hergestellt. Die Teilnehmer kritisierten nicht nur Massenentlassungen und Kürzungen, sondern auch den wachsenden Rassismus und Nationalismus als gezielte Spaltungsmechanismen.

Als Ergebnis der Versammlung wurden konkrete Vorhaben beschlossen: Der Jugendverein will sein Kulturprogramm ausbauen, die politische Arbeit in Schulen, Universitäten und Betrieben intensivieren und verstärkt auf kreative Formen des Protests setzen – etwa durch Theater, Kunst und Musik. Zudem sollen 250 neue Abonnements der Verbandszeitschrift Lautschrift gewonnen und mit über 100 Jugendlichen zum diesjährigen Sommercamp gefahren werden.

Mit der Wahl eines neuen, deutlich verjüngten neunköpfigen Vorstands geht der Jugendverein gestärkt in das kommende Jahr. Die Jahreshauptversammlung war nicht nur ein organisatorischer Erfolg – sie war auch ein politisches Signal: Die Jugend dieser Stadt ist bereit, sich zu wehren. Ob auf der Straße am 1. Mai, im Betrieb, im Hörsaal oder im Klassenzimmer – der Internationale Jugendverein Hamburg will der Ort sein, an dem dieser Kampf zusammenläuft.

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