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Keine Bundeswehr auf dem Hessentag!

 Melis Ayyildiz

 Jedes Jahr veranstaltet das Land Hessen eine Woche lang den „Hessentag“, eine Veranstaltungsreihe zur Präsentation hessischer Regionen. Dieses Jahr fand das Landesfest in Wetzlar statt. Hauptattraktionen der Veranstaltung waren internationale Live-Acts wie Lenny Kravitz und Elton John. Unzählige kulturelle Ausstellungen bildeten das Rahmenprogramm. Doch wenn man den Hessentag besucht, fragt man sich als aufmerksamer Beobachter, wie die Bundeswehr in dieses Musik- und Kulturfestival passt. Denn auch dieses Jahr war die Bundeswehr als einer der größten Veranstalter auf dem Hessentag vertreten.

Auf dem „Platz der Bundeswehr“ – einer Aktionsfläche auf dem Hessentag – zeigt sie sich ebenfalls als großer Entertainer: Junge Besucher erwartet dort ein bunt gemischtes musikalisches Programm auf der eigenen Bühne, lustige Infostände und Zelte sowie eine Geräteausstellung inklusive Panzer und Kampfflugzeuge, die wie große Spielzeuge ausgestellt sind. Ein benachbartes Zelt der Bundeswehr lockt mit „kulinarischen Köstlichkeiten der Feldküche“, wie die aktuelle Hessentags-Homepage propagiert. Diese teuer hergerichteten Stände und Aktionszelte dienen einzig und allein dem Ziel, möglichst attraktiv für perspektivlose junge Menschen zu wirken und sie für den Militärdienst zu gewinnen. Bei dieser manipulativen Werbeoffensive werden Themen wie Kriegsführung und Tötung von Menschen allerdings zurückgehalten. Die über 1.500 traumatisierten und etwa 60 in Auslandseinsätzen getöteten Soldaten werden ebenfalls nicht erwähnt. All das soll von der Tatsache ablenken, dass es sich bei der Bundeswehr nur um eine Kriegsmaschinerie handelt, die für Ausbeutung von armen Ländern und für den Tod von unschuldigen Zivilisten oder Soldaten steht. Deshalb fand unmittelbar in Wetzlar am Veranstaltungsort ein Protest gegen die Bundeswehrpräsenz auf dem Hessentag statt, um die wahren Motive der Bundeswehr offenzulegen und ein Zeichen gegen Kriegseinsätze zu setzen.

Seit der vorläufigen Aussetzung der Wehrpflicht steigen die Werbeausgaben der Bundeswehr rapide an; öffentliche Gelder in Millionenhöhe werden in die Präsentation einer freundlicheren Bundeswehr investiert. Die Bundeswehr wirbt mit ihrem Ausbildungsprogramm nicht nur auf öffentlichen Veranstaltungen wie dem Hessentag,  sondern auch auf Jobmessen oder in Arbeitsämtern. Selbst vor Schulen macht sie keinen Halt: Im Unterricht wird von den Ausbildungsmöglichkeiten berichtet, auf dem Schulhof kleine Goodies und Broschüren verteilt. Als erfolgbringender Ausbildungsbetrieb verkleidet, nutzt die Bundeswehr auf allen Ebenen so die Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit junger Menschen gnadenlos aus, um sie für das Militär zu rekrutieren. Vor allem wirbt die Bundeswehr oft dort, wo viele Jugendliche mit Migrationshintergrund sind. Immer mehr türkeistämmige Jugendliche sehen ihre Zukunft bei der Bundeswehr, absolvieren dort ihr Studium und versuchen ihr Leben so aufzubauen. Genau das nutzt die Bundeswehr aus und macht auch doppelsprachige Werbung. Die Bundeswehr wird in die Mitte der perspektivlosen Jugendlichen gebracht.

Kriegsführung wird durch diese Art der Werbung verharmlost und verherrlicht. Der Bundeswehr müssen solche trügerische Auftritte untersagt werden, zumal diese Art der Präsentation dazu führen könnte, dass die Gesellschaft künftig Kriegseinsätze im Ausland eher hinnehmen wird, statt sich dagegen auszusprechen. Darüber hinaus wird mit der Zukunft aussichtsloser Jugendlicher gespielt, die sich ein abenteuerreiches und spannendes Leben erhoffen, nur um später festzustellen, dass sie mindestens 8 Jahre lang mit Tod und Zerstörung konfrontiert werden. Eine Kooperation des Landes Hessen mit der Bundeswehr ist daher zu verurteilen. Die Bundeswehr hat auf öffentlichen Veranstaltungen und in Ausbildungsinstituten nichts verloren!

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