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Konkret ist das Zusammenleben, nicht die Terrorgefahr!

Sicherheitsbehörden in Deutschland sprachen seit Monaten von einer „abstrakt hohen“ Gefährdungslage. Nun, seit Charlie Hebdo und Dänemark, sei die Terrorgefahr wohl auch in Deutschland „konkreter“ geworden.
Grund dafür seien Geheimdienstinformationen. Zuletzt wurden in Bremen zwei vermeintlich gewaltbereite Islamisten verhaftet, nachdem bundesweit wieder Terrormeldungen durch die Presse gingen. Und wenig später befanden sich beide wieder auf freiem Fuss. War wohl doch nicht so „konkret“, wie man sich das wünscht?
Ich will nicht spekulieren und irgendjemandem Boshaftigkeit unterstellen, aber ich sehe jetzt schon die Genugtuung, die Jubelschreie und die „Siehst-DU? Was habe ich schon immer gesagt! Die Terror-Gefahr ist auch in Deutschland konkret!“-Zeigefinger, wenn mal was passieren sollte.
Seit nun über 14 Jahren wird uns suggeriert, dass wir vor „denen“ in ständiger Angst leben müssen, dass „die“ unsere Feinde sind, die uns unterwandern, dass „wir“ nicht zusammen passen, dass wir einen Kampf der Kulturen führen.
„Konkrete“ kulturelle und religiöse Unterschiede, die eigentlich ein Zusammenleben nicht hindern (müssen) und bis 2001 eigentlich nur eine hintergründige Rolle spielten, werden so sehr abstrahiert, dass die gesamte Gesellschaft polarisiert wird, da nur noch diese Identität der kulturellen/religiösen Herkunft eine Rolle spielt.
Ist das nicht wunderlich, dass hier geborene und lebende Kinder sogar mitmachen? 4-6-jährige Kindergartenkinder, die jetzt schon genau „wissen“, welcher ihrer Gruppenfreunde „deutsch“ oder „nicht-deutsch“ ist, sollten uns allen zu denken geben! Warum erwartet eine Kindergärtnerin von einem dunkelhäutigen, hier geborenen Kind, dessen Eltern womöglich eingewandert sein mögen, dass er „afrikanisch“ handelt oder isst? Oder 10-Jährige, bei denen nicht mehr „H…sohn“ sondern „Christ“, „Jude“ und gar „Schweinefresser“ als die schlimmsten Schimpfwörter gelten, kann man nicht „konkret“ mit ihrem kulturellen Milieu erklären.
Was hier als die Spitze des Eisberges hervorsticht, ist nicht konkrete Terrorgefahr, sondern die konkreten, rassistischen Vorurteile aller beteiligten Gruppen, die dem Zusammenleben im Wege stehen. Erst die Konkretisierung der gemeinsamen Ziele und Interessen nach einem freien, demokratischen und toleranten Leben ohne kapitalistische Zwänge und Ausbeuter von Mensch und Natur (weder im In- noch im Ausland) wird die kalten Eisbrocken brechen und die Grundlage des Zusammenlebens aller Kulturen schaffen. Und diejenigen, die mit ihren Fackelzügen oder Bombengürteln diesem Zusammenleben schaden möchten, werden isoliert und in die Bedeutungslosigkeit fallen!

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