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London steht auf

Fast eine halbe Millionen Engländer protestieren gegen die Sparpläne in London. Weitere Proteste sind zu erwarten und die Regierung wirkt nervös. Regierung Cameron beschließt drastische Sparmassnahmen, die Millionen Menschen in England an den Rand der Existenzgrenze bringen. Zu Jahresbeginn war die Mehrwertsteuer auf 20 Prozent erhöht und den Kommunen ein Sparprogramm auferlegt worden. In der vergangenen Woche hatte Schatzkanzler George Osborne den Sparkurs vorgestellt. Die Neuverschuldung soll von 146 Milliarden Pfund im laufenden Jahr auf nur noch 29 Milliarden Pfund im Jahr 2015 sinken. Neue Privatisierungsmaß-nahmen, Einschrumpfung der öffentlichen Dienste, radikale Stellenabbau und im ganzen eine Politik zugunsten der Konzerne und Privilegierten führt zum Ausbruch des Unmuts Hunderttausende Briten. Es war die bislang grösste Protestveranstaltung gegen die Regierung von Premier David Cameron.
400 000 Menschen gehen auf die Strassen
Seit den Antikriegsdemonstrationen 2003 war das die grösste Demonstration in London. Bereits am frühen Morgen hatten sich Tausende in der Nähe des Regierungssitzes versammelt, viele waren mit tausend Sonderbussen und 21 Sonderzügen aus dem ganzen Land angereist. Im Laufe des Tages zogen die Demonstranten durch die Innenstadt zu einer Kundgebung in den Hyde Park. Unter den Demonstranten waren zahlreiche Angestellte des Öffentlichen Dienstes, die auf Plakaten und in TV-Interviews ihrer Wut Ausdruck gaben. Auch Angestellte der Müllabfuhr und Kindergärtnerinnen, Call-Center-Beschäftigte, Briefträger und Feuerwehrleute, Transportarbeiter, Pflegekräfte und Ärzte demonstrierten mit.
Dem vom britischen Gewerkschaftsbund TUC organisierten Protestmarsch hatte einen Nachgeschmack von Wahlkampfcharakter. Dies wurde besonders deutlich als der  Labour-Parteichef Ed Miliband als einer der Hauptredner auf der Abschlußkundgebung im Hyde Park auftrat. Von den meisten Zuhörer erntete Miliband jedoch Buhrufe, als er vor den Massen verkündete: „Einige Einsparungen sind notwendig“.
Dem widersprach PCS-Generalsekretär Mark Servotka widersprach Ed Milibands Ausführungen. Servotka sagte: „Wir müssen gegen jede einzelne Kürzung Widerstand leisten. Wir müssen jeden Rentner, jeden Arbeiter, jeden Studierenden verteidigen.“ Auch der Generalsekretär der Journalistengewerkschaft NUJ äußerte sich ähnlich: „Diese Demonstration ist ein phantastisches Sprungbrett für koordinierte Streiks im öffentlichen und privaten Sektor“.
Wegen der Verweigerung der TUC, den in den letzten Monaten aktiven Transportgewerkschaft RMT und Feuerwehrgewerkschaft FBU ein Rederecht zu geben, hatten diese am Nachmittag am Speakers Corner im Hayd Park eine Aktion organisiert. Dort sprach der Führer der Transportgewerkschaft Bob Crow und Matt Wrack von der Feuerwehrgewerkschaft.
Ausschreitungen
Eine Gruppe von mehreren hundert schwarz gekleideten Demonstranten blockierte den Verkehr in der Innenstadt, zündete Feuerwerkskörper, warf Farben und Flaschen auf Bankgebäude und Geschäfte und schlug Scheiben ein. Der grösste Teil der Demo sei allerdings sehr friedlich verlaufen, teilten die Behörden mit. Viele Teilnehmer hatten ihre Kinder dabei. Der Zug wurde von Musikgruppen begleitet. (NEUESLEBEN)

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