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Mit der AfD gegen „antisemitische Flüchtlinge“?

In Berlin findet im Februar eine internationale Konferenz gegen den Missbrauch des Antisemitismus-Vorwurfs statt

Von Werner Erdmann

Mitte November sorgte der Modedesigner Karl Lagerfeld für Schlagzeilen – nicht etwa mit ausgefallenen Kleidern, sondern mit einer Bemerkung über Angela Merkels Flüchtlingspolitik (oder das, was er dafür hält): Man könne, so Lagerfeld, in Deutschland, „selbst wenn Jahrzehnte zwischen den beiden Ereignissen liegen, nicht Millionen Juden töten und Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen“.

Millionen Flüchtlinge – allesamt „schlimmste Feinde der Juden“, denen Angela Merkel die helfende Hand reicht? Was auf den ersten Blick wie die Spinnerei eines alten Mannes wirkt, ist bei genauerem Hinsehen nur ein Auswuchs eines ganzen Komplexes aus „Rufmordkampagnen und Sanktionen“, die „aus den etablierten Parteien und der AfD, von neokonservativen ‚Antideutschen‘, ‚Antinationalen‘ und christlichen Fundamentalisten initiiert und von den hegemonialen Medien propagiert werden“, den das „Projekt Kritische Aufklärung“ scharf angreift.

Am 10. Februar 2018 organisiert dieser Zusammenschluss von deutschen und israelischen Marxisten in Berlin die Konferenz „Zur Zeit der Verleumder“, eine „Intervention gegen die Instrumentalisierung von Juden, Judentum und der jüdischen Katastrophe“.

Eine „Zeit der Verleumder“ nannte der Dichter Erich Fried die Zeit Anfang der 1980er Jahre, als „Sprecher des Westens“ begannen, jüdische Linke als „rote Antisemiten“ zu denunzieren. Diese Methode, gegen Linke und alles vorzugehen, was auch nur entfernt nach „Links“ riecht, hat in Deutschland heute ein Ausmaß angenommen, das Fried sich womöglich kaum vorstellen konnte.

Vor der Bundestagswahl etwa erklärte Frauke Petry, die AfD sei „einer der wenigen politischen Garanten jüdischen Lebens auch in Zeiten illegaler antisemitischer Migration nach Deutschland“; in Frankfurt am Main erklärte CDU-Bürgermeister Uwe Becker den israelischen Historiker Moshe Zuckermann für „nicht willkommen“, weil er auf einer Konferenz sprechen wollte, die sich mit der Besatzung des Westjordanlands befasste. Tatkräftige Unterstützung bekam der CDU-Mann dabei von der Publizistin Jutta Ditfurth und aus dem Lager der „Antideutschen“, jener Gruppe ehemaliger Linker, die vorgeben, gegen Antisemitismus zu kämpfen, dabei aber mehr und mehr ins Lager der Rechten übergehen.

Auch in Großbritannien kann man diese Rufmord-Kampagnen beobachten. Seit die Labour-Party dort wieder kräftig nach links rückt, hagelt es „Antisemitismus“-Vorwürfe. Nicht nur Jeremy Corbyn wurde der Judenfeindschaft bezichtigt, auch dem Mitbegründer der sozialistischen „Matzpen“-Bewegung Moshé Machover, wurde Antisemitismus vorgeworfen und er vorübergehend aus der Labour Party ausgeschlossen.

Mit solchen Exzessen wird aber auch deutlich, um was es tatsächlich geht. Petry und Becker geht es ebenso wenig wie den „Antideutschen“ und den rechten Kräften in England um den Kampf gegen den Antisemitismus. Es geht ihnen vielmehr darum, „auch noch den letzten Widerstand gegen Sozialabbau und die zusehends skrupellosere Umverteilung von unten nach oben wie gegen Aufrüstung und imperialistische Aggressionen zu brechen“, so das „Projekt Kritische Aufklärung“.

Wie konnte es so weit kommen, dass der Antisemitismus-Vorwurf eine politische Waffe in den Händen der Rechten werden konnte? Die Konferenz in Berlin will nicht nur Antworten auf diese Frage finden, sondern vor allem auch Gegenstrategien entwickeln. Mit Moshe Zuckermann, Rolf Becker, Esther Bejarano, Moshé Machover und Jackie Walker, die ihre Position als stellvertretende Vorsitzende von „Momentum“, einer linken Strömung, die Jeremy Corbyn unterstützt, wegen absurder Antisemitismus-Vorwürfe verloren hat, hat das Projekt prominente Redner gewonnen.

Alle Informationen zur Konferenz: www.projektkritischeaufklaerung.de

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