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‚Mit Mut und List‘ – europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg

Christa Hourani

Anfang Oktober hat das „Stuttgarter Aktionsbündnis 8. März“ Florence Hervé zur Buchpräsentation „Mit Mut und List“ eingeladen. Bei den Gedenkveranstaltungen anlässlich der Jahrestage der Befreiung von Krieg und Faschismus fehlt oft der Widerstand der Frauen. Mit dieser Veranstaltung sollte der Widerstand der Frauen in den Mittelpunkt gestellt und gewürdigt werden. Oftmals unter Lebensgefahr kämpften die Frauen für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, für internationale Solidarität und ein friedliches Zusammenleben der Völker. In dem von Florence Hervé herausgegebenen Buch werden 75 Frauen aus mehr als zwanzig Ländern vorgestellt, die sich am Widerstand gegen Faschismus und Krieg beteiligten. Ein breites Team von Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen aus ganz Europa hat dazu beigetragen. Sie vervollständigen das historische Bild vom antifaschistischen Widerstand um die Frauenperspektive.

Florence Hervé war es wichtig, dazustellen, wie unterschiedlich der Kampf der Frauen sich gestaltete, auch entsprechend den ganz verschiedenen Bedingungen in den einzelnen europäischen Ländern. In den besetzten Ländern ging es um die Befreiung vom äußeren Feind, in nicht besetzten Ländern um die Unterstützung von Verfolgten, in Deutschland um den Widerstand gegen den eigenen Staat. So unterschiedlich wie die Bedingungen, waren auch die Aufgaben. Sie tippten und verteilten Flugschriften, knüpften konspirative Netzwerke, versteckten AntifaschistInnen und WiderstandskämpferInnen und begleiteten sie auf ihren Fluchtwegen, verrichteten Kurierdienste, sie beteiligten sich an Spionage, Sabotage und Überfällen. Sie waren Widerstandskämpferinnen, Partisaninnen, Angehörige in Armeen wie in der Sowjetunion oder von revolutionären Bewegungen.

Zunächst waren es hauptsächlich politisch organisierte Frauen aus der Arbeiterbewegung, die sich dem Widerstand anschlossen, insbesondere Kommunistinnen und Sozialdemokratinnen. Aber auch Christinnen, Jüdinnen und humanistisch gesinnte Frauen schlossen sich an. Diese unterschiedlichen Facetten wurden von der Autorin anhand von Frauenporträts aus Deutschland, Österreich, Polen, Niederlande, Frankreich, Rumänien, Griechenland, Italien und der Sowjetunion dargestellt. Deutlich wurde dabei, dass die Frauen dabei ihre traditionellen Geschlechterrollen durchbrochen haben und Ansätze von Frauenemanzipation erkämpft und gelebt haben. Aber auch, dass es schreckliche Zeiten waren, dass sie ihrer Jugend beraubt wurden und sie ein Leben lang unter den Folgen litten. Viele überlebten die Verfolgungen, Verhaftungen, Konzentrationslager nicht, viele wurden von den Faschisten ermordet. Sie ließen sich trotzdem nicht unterkriegen, sondern kämpften für Frieden, Freiheit, Gleichheit, Menschenwürde und übten Solidarität über alle Grenzen hinweg.

Weitere Infos zu dem sehr lesenswerten Buch „Mit Mut und List“:

PapyRossa Verlag Köln 2020, 294 Seiten, 17.90 €
ISBN 978-3-89438-724-2

Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg

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