Seit nun genau einem Jahr blickt die Welt verstärkter auf den Nahen Osten, während der Krieg dort tagtäglich tausenden Menschen das Leben kostet. Auch deutsche Waffen morden mit im Nahen Osten und durch geschichtliche Zusammenhänge ist der Blick Richtung Gaza und Israel hier noch einmal stärker. Am 6. Oktober fanden daher in München zwei besondere Veranstaltungen statt, deren Inhalt ernüchternd ausfiel.
An einem der größten Plätze Münchens trafen sich 8.000 Menschen um die Freilassung der Geiseln zu fordern, die von der Hamas am 7.10.2023 entführt worden sind. Die Demo sollte die größte gegen Antisemitismus werden, die es je gegeben hat. Hunderte Organisationen und Firmen hatten dazu aufgerufen, wie zum Beispiel der FC Bayern, oder die CSU, aber auch der DGB Bayern. Palästinensische Fahnen waren hier nicht zu sehen, obwohl die Organisatoren im Vorfeld auf Sozialen Medien behaupteten, sie seien für das Ende des Leidens aller Menschen. Zu Beginn der Demonstration wurde erst einmal der Deutsche Lehrerverband ausgebuht, weil dieser wohl nicht auf ein Schreiben der Organisatoren geantwortet habe. Von der Bühne aus hieß es dann, da merkt man, was für Menschen unsere Zukunft erziehen.
Erstaunlich war dennoch, dass so viele Menschen dem Aufruf gefolgt sind, trotz anhaltendem Terror seitens des Israelischen Staates gegenüber den Zivilbevölkerungen von mittlerweile mehreren Ländern. Viele Verbände haben sich jedoch auch nicht auf den Odeonsplatz begeben, weil bei ähnlichen Veranstaltungen der Organisatoren, insbesondere die CSU, vermehrt rassistische Hetze betrieben wurde. So ging das gestern dann auch weiter. Markus Söder(CSU), Ministerpräsident Bayerns, sprach dann „Jeder darf ja sagen, was er will, aber nicht in unserem Land!“ Wer für ihn in seine Vorstellung von „uns/wir“ passt, sagt er nicht, verwies aber darauf, dass er sich auch gefreut habe auf die Angriffe Israels auf die Hisbollah. Zu den Hunderten toten Unschuldigen sagte auch Markus Söder am Ende des Tages nichts, die bei diesen Anschlägen Israels auf den Libanon starben.
Während unangekündigt der israelische Botschafter auf die Bühne kam, hatte sich eine propalästinensische Demonstration vor der Siemens Zentrale in München zu ihrer Abschlusskundgebung zusammengefunden. Die Demonstration startete beim Palästinacamp in München, das seit Monaten, trotz Hass und Hetze, vor der Ludwig Maximilians Universität ausharrt. Laut SZ, ging es bei der Demonstration von „Palästina Spricht“ um das Ende Israels. Stattdessen forderten die Menschen jedoch Essen und humanitäre Hilfe für die Hungernden in Gaza, dazu kein Wort von Martin Bernstein und Justin Patchett von der SZ. Auch kein Wort darüber, dass man gegen deutsche Staatshilfen an ein rechtes Regime in Israel demonstrierte.
Während auf der einen Seite Antisemitismus mit rassistischer und rechter Hetze bekämpft werden sollte, wurde auf der propalästinensischen Demonstration für einen Waffenstillstand auf die Straßen gegangen. Während Markus Söder für seine Aussagen Applaus bekam, wurde die propalästinensischen Demonstration „Ceasefire Now“ mit keinem Wort in den Lokalzeitungen oder in der SZ erwähnt. (NL / München)