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Mobbing- mehr als „nur Spaß“

Alev Bahadir

Viele Lehrer, Eltern oder Arbeitskollegen ignorieren Mobbing. Es wird oft mit Sätzen, wie „Ist doch nur Spaß“ oder „jetzt wird er/sie für das Leben abgehärtet“, einfach abgetan. Dass Mobbing auch Jahre nach den Attacken selbst noch verheerende Auswirkungen, sowohl körperlich, als auch psychisch, für das Opfer haben kann, ist ein weit unterschätzter Aspekt.  Doch schon während Kinder und durchaus auch Erwachsene Mobbing erfahren, sind die Folgen oft katastrophal. Wird z.B. ein Jugendlicher in der Schule gemobbt und ausgegrenzt, schottet er sich ab und verschließt sich anderen Menschen gegenüber. Die Gedanken sind ständig nur bei der physischen oder psychischen Gewalt, der er tagtäglich ausgesetzt ist. Die Noten werden oft dramatisch schlechter. In die Schule zu gehen wird nur noch mit Schmerz und Angst vor der kommenden Erniedrigung verbunden. Viele werden dieses Gefühl der Ausgrenzung nie richtig los. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) nennt folgende Auswirkungen, die Mobbing mit sich bringen kann: Geringes Selbstwertgefühl und Selbstbeschuldigung, Isolation und Einsamkeitsgefühle, Angst und Traurigkeit, Depressionen, Schlaflosigkeit und Albträume, Appetitlosigkeit (Essstörungen), psychosomatische Beschwerden (Übelkeit, Kopfschmerzen etc.), Selbstmordgedanken und in den schlimmsten Fällen sogar Suizid. Etwa 20 % der Selbsttötungsfälle werden durch Mobbing ausgelöst. Laut Experten zeigen sich die Schäden von Mobbing im Jugendalter oft auch noch nach zehn Jahren, bei einigen sogar noch nach 40 Jahren. Die früheren Opfer leiden dann nicht selten an Depressionen, mangelndem Selbstwertgefühl und Beziehungsängsten, sowohl privat, als auch beruflich. Konnte das Opfer die Taten nie richtig verarbeiten oder hat es keinen Halt in der Familie oder bei Freunden gefunden, kann es auch passieren, dass es selbst zum Täter wird, das heißt äußerst aggressiv und auch physisch gegen andere Menschen vorgeht. Die Situation bei Mobbing am Arbeitsplatz sieht kaum besser aus. Denn während Kinder und Jugendliche noch Hilfe bei Menschen des Vertrauens suchen können, haben Erwachsene diese Möglichkeit nur selten. Die Angst vor der gesellschaftlichen Ächtung ist zu groß. Denn Erwachsene, die Mobbing am Arbeitsplatz erfahren, werden oft nicht ernst genommen und als „Jammerlappen“ dargestellt, vor allem, da das Mobbing zwar auch von KollegInnen, aber auch vom Vorgesetzten ausgehen kann. Viele suchen sich daraufhin Mittel, um den Stress und die Probleme zu kompensieren. 52 % der Beschäftigten suchen gelegentlich bis häufig Zuflucht im Alkohol, 11 % sogar täglich. 25 % nutzen Zigaretten zur Stressbewältigung. Schätzungen zufolge sind zudem 1,4 Mio. Menschen in Deutschland abhängig von Medikamenten. Natürlich sind diese Zahlen nicht alle auf Mobbing zurückzuführen, dennoch ist es ein starker Katalysator. Bei Erwachsenen kann Mobbing zudem noch zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, Angststörung, Zwangsstörung und durch die psychosomatischen Probleme zu ernsthaften Organstörungen führen. Ein bekanntes Sprichwort warnt bereits davor: „Stress schlägt auf den Magen“. Nun sind die Folgen von Mobbing, sowohl in der Kindheit bzw. Jugend, als auch im Erwachsenenalter massiv. Jedoch trauen sich zu wenige Hilfe zu suchen. Zu viele schauen weg und zu viele fürchten den lebenslangen Stempel eines Opfers. Während der gesellschaftliche Umgang mit Mobbingopfern schon sehr zu wünschen übrig lässt, steht Prävention nur selten auf der Tagesordnung. Sensibilisierte Aufklärung und die Erziehung zu Menschen, die hinsehen und helfen, statt wegzusehen, ist quasi nicht vorhanden. Viele Eltern, Lehrer etc. beschäftigen sich erst mit dem Thema, wenn es einen konkreten Fall in ihrem Umkreis gibt. Nur ist dann meistens schon zu spät.

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