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Newroz- Der neue Tag

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Jährlich am 21. März feiern die Völker Mesopotamiens ihr Neujahrsfest – Newroz. Der Name Newroz ist eine Zusammensetzung und Weiterentwicklung der Wörter „nu“ (neu) und „roj“ (Tag) und bedeutet „der neue Tag“. Im iranischen oder afghanischen Bevölkerungsraum symbolisiert er, unter dem Namen „Nouruz“ das Fest zu Beginn des Frühlings und des neuen Jahres. In Persien feierte man bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. das Ende des Winters und die Sommersonnenwende mit großen Festen. Auch für die Kurden steht Newroz für das Erwachen aus dem harten und kalten Winter und für den Beginn des blühenden und fruchtbaren Frühlings, also für einen neuen Abschnitt im Jahr. Jedoch hat er sich bei den Kurden zu einem symbolischen Tag für Widerstand gegen Unterdrückung entwickelt.
Die Legende von Dehok und Kawa
Die bekanntesten Überlieferung dieser Legende handelt von dem Unterdrücker Dehok (auch Zohak oder Dahak genannt). In der persischen Mythologie war jener nicht nur ein grausamer Herrscher, sondern sogar ein Dämon. In der kurdischen Überlieferung wuchsen jenem Despoten eines Tages zwei Schlangen aus den Schultern, die er, um sich jener zu entledigen, mit Menschengehirnen bzw. der Leber von jungen Menschen fütterte. Also tötete Dehok jeden Tag zwei Menschen und terrorisierte die Bevölkerung. Aus Angst flohen große Teile des Volkes auf die Berge. Dort gelang es einem einfachen Schmied namens Kawa, das Volk zum Widerstand gegen Dehok zu bewegen. Gemeinsam stürzten sie den Tyrannen und so entstand das erste Newroz-Fest zur Feier ihres Widerstandes und ihres Sieges. Neben Musik und Tanz, ist auch das Feuer ein wichtiges symbolisches Zeichen am Newroz. Riesige Lagerfeuer werden entzündet, über die junge Menschen drüber springen. In manchen Überlieferungen steht das Feuer für das Ende des Winters, andere beziehen sich hier wieder auf die Geschichte von Dehok und Kawa. Um Waffen für das Volk vor dem Aufstand zu schmieden brauchte Kawa Feuer. Außerdem heißt es, er habe nach dem Sieg über Dehok auf einem Berg ein Feuer als Zeichen des Triumphes entzündet.

Tag des Widerstandes
Als Sinnbild für Widerstand, im Angesicht der anhaltenden Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung, spielt Newroz auch heute noch eine besondere politische Rolle. Durch die jahrelange Verfolgung der Kurden und der gezielte Völkermord an ihnen ließen den Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit nur noch größer werden. Der Newroz hat vor allem in der Türkei eine blutige Geschichte. Bis vor einigen Jahren war es komplett verboten, Newroz zu feiern und dieser Tag endete öfters mit mehreren Verletzten und sogar Toten, da der türkische Staat dieses als eine Terrorveranstaltung propagierte und versuchte, diese auch immer wieder mit Militär und Sicherheitskräften zu verhindern. Aber nicht nur in der Türkei, sondern auch in anderen Ländern wurden Newroz-Feier blutig unterdrückt. So bombardierte die irakische Luftwaffe zur Newrozzeit des Jahres 1988 die kurdische Stadt Halabja mit international verbotenen Chemiewaffen. 5.000 Zivilisten wurden dabei getötet, weitere Tausende verwundet.
Die politische Situation haben sich aber nicht grossartig geändert. Auch heute noch werden Minderheiten in der Türkei wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Die eingesperrten tausenden kurdischen Politiker, die unrechtmäßig im Gefängnis sitzenden Studenten und Journalisten. Die jahrelange Unterdrückung der Muttersprache durch den türkischen Staat, die politische Verfolgung und die damit verbundene Diaspora der Menschen Kurdistans, haben die Bedeutung von Newroz nur noch intensiviert. Das Neujahrsfest ist nicht nur ein besonderer Tag für Menschen kurdischer Herkunft, sondern für die Völker des Nahen und mittleren Ostens für Frieden und Freiheit. Newroz ist ein Tag des Widerstandes. Dass eine organisierte Bevölkerung den schlimmsten Tyrannen stürzen kann, hat die Legende des Kawa gezeigt. Newroz ist ein Tag für alle, die den Kampf der unterdrückten Völker um Freiheit und Frieden unterstützen und sich mit jenem solidarisieren wollen. Aus diesem Grunde feierten am 22. März auch mehrere Zehntausende Menschen den Newroz gemeinsam in Düsseldorf.

ABDEM- Europäischer Rat für Frieden und Demokratie

Die Demonstration und anschließende Feier zu Newroz wurde von einem großen Teil der Mitglieder der Dachorganisation ABDEM, Europäischer Rat für Frieden und Demokratie (türkisch: Avrupa Baris ve Demokrasi Meclisi; kurz ABDEM) organisiert. ABDEM ist eine Plattform, welche aus über 40 verschiedenen Organisationen besteht. Unterdessen befinden sich Organisationen wie die Föderation der demokratischen Arbeitervereine (DIDF), die Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland (YEK-KOM), Alevitische Gemeinde Deutschlands (AABK) uvm. Entstanden ist es auf der Konferenz für Frieden und Demokratie, welches Ende Juni 2013 in Brüssel stattfand. Das Hauptstreben von ABDEM ist eine demokratische Lösung für die „Kurdenfrage“ in der Türkei zu finden, eine Basis für internationale Solidarität mit dem Kampf für Demokratie in der Türkei zu schaffen und die Zusammenarbeit zwischen Menschen europäischer Herkunft und türkeistämmigen zu festigen. Gleichzeitig positioniert sich ABDEM klar gegen militaristische Interventionen, wie in Syrien und solidarisiert sich mit der dort ansässigen Bevölkerung. In diesem Sinne kommt der Rat alle 6 Monate zusammen, um sich auszutauschen und weitere Aktionen für Frieden und Demokratie zu planen.

Alev Bahadir – Cigdem Ronaesin

 

 MEINUNGEN

Rodi Marin, 16, aus Bochum

Ich bin hier, weil ich Freiheit für Abdullah Öcalan fordere. Außerdem möchte ich, dass es Freiheit im Kurdistan gibt. Freiheit gibt es generell in der Türkei nicht. Das sieht man ganz deutlich an der jetzigen nicht vorhandenen Meinungsfreiheit. Ich finde es wichtig, auch in Deutschland Newroz zu feiern. Wir Kurden wollen zeigen, dass wir zusammen halten können. Der erste Schritt für die Anerkennung der Kurden muss die Freilassung unseres Führers Abdullah Öcalan sein.

Esma, 15, aus Bochum
Dieses Fest hat mich sehr interessiert und ich wollte sehen, wie es ist. Deshalb wollte ich dran teilnehmen. In der Türkei kann man nicht seine Meinung sagen, ohne dass man abfällig angeguckt wird, wenn es nicht die Meinung ist, die einige hören wollen. Es entstehen direkt Vorurteile und Ausgrenzung. Dabei will das kurdische Volk nur akzeptiert werden. Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass ihre Forderungen durchgesetzt werden.

Helin, 16, aus Viersen

Ich bin hier, weil Newroz das wichtigste Fest der Kurden ist. Es ist ein Symbol der Freiheit. Meiner Meinung nach sollten nicht nur Kurden, sondern alle unterdrückten Völker Newroz feiern, damit die Solidarität auch hier zunimmt. Von Roboski bis über den Tod von Berkin Elvan und den Gezi Park-Protesten, das sind die Beweise für den undemokratischen Charakter der türkischen Regierung. Erdogan muss auf jeden Fall abgesetzt werden, weil die Regierung langsam zu einer Diktatur wird. Die wichtigste Forderung der Kurden in der Türkei ist für mich die Demokratisierung der Türkei und eigentlich aller Länder. Vor allem die Anerkennung der Kurden und der kurdischen Sprache sind wichtige Forderungen. Wir wollen in Freiheit und Frieden leben und nicht mehr Angst vor Verfolgung und Massakern haben.

 Dilara, 16, aus Viersen

Ich bin hierhin gekommen, weil dieses Fest für uns Kurden sehr wichtig ist. Das Fest hat eine wichtige und schöne Geschichte, wofür es sich lohnt, hierher zu kommen. Dass das Fest in Deutschland so groß gefeiert wird, finde ich wichtig, weil wir hier so viele sind und weil wir es auch feiern wollen. So können wir unsere Kultur ein Stück ausleben. In der Türkei kann man sie nicht wirklich ausleben. Aber das ist normal für die Türkei. Auch das Twitter-Verbot hat gezeigt, dass man seine Meinung in der Türkei nicht äußern darf.

 

 Milad, 21, aus Merten

Ich bin Kurde aus dem Iran und Newroz hat eine große Bedeutung für mich. Ich möchte zeigen, dass wir Kurden da sind. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen und was unsere Kultur ist. Das einzige, was wir Kurden wollen, ist Freiheit, damit wir in unserer Muttersprache sprechen, lernen und lesen können. Das fehlt uns Kurden. Ich möchte ein ganz einfaches Beispiel geben. Obama und alle Präsidenten haben dieses Jahr an Newroz den Iranern und anderen Nationalitäten gratuliert, aber wir Kurden wurden nicht erwähnt. Warum ignoriert man uns, das ist genauso unser Fest. Ich weiß auch, dass es in der Türkei keine Meinungsfreiheit gibt, aber für uns Kurden gibt es die nirgendwo.

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