PINAR AKI
Duisburg-Essen zählt mit den Unis Köln und Münster zu den größten Lehrer-Ausbildern in NRW. Damals, als die Magister/Diplom Studiengänge auf das Bachelor-/Master-System umgestellt wurden, waren die Lehrer-Ausbildungen als letzte Studiengänge von der Umstellung betroffen. Zehntausende Studenten haben noch 2010 rechtzeitig das Staatsexamen Studium aufgenommen und durften sich deshalb lange Zeit glücklich schätzen. Doch wer hätte denn schon gewusst, dass sie nach nur 5 Jahren bereits fertig studiert haben müssen. Vermutlich wäre die Zahl der Studienanfänger für Lehramt in dem Jahr nicht einmal halb so hoch gewesen, wenn die viel zu knappe Frist bereits dato bekannt gewesen wäre. Jetzt macht das Land diesen Studenten Feuer unter den Hintern. Wer Lehrer an einer Grund-, Haupt- oder Realschule werden will, muss jetzt bis spätestens Oktober seine Abschluss-Prüfungen anmelden, im Sommer 2016 ist Schluss mit dem Studienangebot alter Ordnung. Wer Lehrer an einem Gymnasium oder Gesamtschule werden will, muss bis 2017 seine Prüfungen beendet haben. An der Universität Duisburg-Essen sind 3200 Studenten noch von der alten Ordnung betroffen. An der Uni Köln sollen es rund 6000 Studenten sein, die vom Auslaufen der Abschlüsse betroffen sind. Der Dachverband der Studentenorganisationen, fsz, geht davon aus, dass in ganz NRW 13 000 Studenten vom Auslaufen der Abschlüsse betroffen sind. Sie alle haben mit dem Lehramtsstudium vor 2011 begonnen. Für die meisten Studenten, die beispielsweise während des Studiums arbeiten mussten, länger erkrankt waren, sich hochschulpolitisch engagiert, ein Auslandssemester absolviert oder eine Familie gegründet haben, ist die Einhaltung dieser extrem knappen Frist unter solch einem enormen Druck und Angst unzumutbar. Bei ihnen ist die Verzweiflung besonders groß: „Ich habe mich trotz zweier Schwangerschaften sehr bemüht, schnell zu studieren, doch jetzt lastet der Druck auf mir, die Prüfungen im Zweifel nicht wiederholen zu können“ sagte Maryam Rasaqi (32, 12. Semester) vergangene Woche der westdeutschen allgemeinen Zeitung. Auch die Universitäten stellt der zu erwartende Prüfungsansturm vor große Herausforderungen. Mehrere Universitätsleitungen haben sich bereits öffentlich für eine Verlängerung der Übergangsfristen ausgesprochen.
Die Landesregierung plant eine Überarbeitung der Auslaufregelungen im Rahmen der derzeit laufenden Reform des Lehrerausbildungsgesetzes. Ursprünglich sollte diese Reform schon im Frühsommer dieses Jahres abgeschlossen sein, verzögert sich nun aber voraussichtlich bis zum Frühjahr nächsten Jahres. Die Leidtragenden sind auch hier wieder die rund 13 Tausend Studenten, die sich jetzt um ihr Studium und ihre Zukunft sorgen müssen, dem Druck nicht stand halten können und aufgrund dessen, dass sie nicht wissen ob die Frist verlängert wird, gar nicht erst die Examensprüfungen antreten und somit ihr Studium aufgeben. Die Studierenden bräuchten jetzt die Sicherheit, dass sie ihr Studium auch beenden könnten, so Dorothea Schäfer, Vorsitzende der GEW NRW. Eine Gesetzesänderung im Frühjahr 2016 sei für die Betroffenen längst zu spät. Daher ist es aus Sicht der GEW NRW dringend geboten, jetzt Perspektiven zu schaffen.