Am 23. Dezember kommt es im Mannheimer Stadtteil Schönau zu einem erneuten Fall von Polizeigewalt. Der Türkeistämmige Ertekin Ö. hat gemeinsam mit seinen drei Töchtern bei seiner Mutter gelebt. Das Jugendamt drohte seiner Mutter, die der Vormund für die Töchter ist, die Gelder zu streichen, sollte Ertekin weiterhin dort wohnen. Nach immer weiter andauernden Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt, verletzte sich Ö., der psychische erkrankt war, selbst, rief die Polizei und sagte er habe ein Verbrechen begangen. Die Polizei stellte Ö., der trotz der winterlichen Temperaturen, am Oberkörper nicht bekleidet war und ein Messer in der Hand hatte auf offener Straße. Seine Mutter und eine seiner Töchter waren ebenfalls dort, als die Polizisten viermal auf seinen Brustkorb schossen. Anschließend legten sie dem bewegungslosen Mann noch Handschellen an. Dort anwesende Bewohner sprachen davon, dass Ertekin Ö. zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr am Leben war.
Im Gespräch mit seiner Familie berichtete Ö.’s Schwester davon, dass von der Polizei bisher noch niemand mit ihnen gesprochen habe. Am Tatort hätten Beamte sehr aggressiv auf sie reagiert, am Tag darauf seien zwei Polizisten im Mietshaus gewesen. Aus dem Fenster sah sie, wie sie sich unterhielten, auf das Fenster der Familie Ö. zeigten und lachten.
Nalan Erol, Gemeinderätin im Gemeinderat der Stadt Mannheim und Alev Bahadır, Mitglied im DIDF Bundesvorstand, sagten der Familie weitere Unterstützung zu und machten deutlich, dass sie nicht alleine stehe. Auch die 2. Mai Initiative, die sich ebenfalls nach einem Fall von Polizeigewalt gegründet hatte, plant aktuell Aktionen. Der Fall von Ertekin ist nicht der einzige, in dem die Mannheimer Polizei mit Schüssen auf psychisch Erkrankte reagiert. Am 2. Mai 2022 erschlugen Beamte den Kroaten A.P., der in psychiatrischer Behandlung war, nachdem er die Klinik ohne ärztliche Erlaubnis verlassen hatte. Der Fall von A.P. hatte große Proteste zur Folge. Der Prozess gegen die beiden Polizisten beginnt im Januar 2024.
Nach wiederholten Fällen von Polizeigewalt ist die Stadt Mannheim dazu aufgefordert, endlich etwas gegen das gewalttätige Verhalten der Polizei zu unternehmen.