Eren Gültekin, Tugba Bakirci, Sedat Kaya
Unter dem Titel „Résistance ET SOLIDARITÉ“ veranstaltete die DIDF-Jugend eine Veranstaltungsreihe zu den Protesten in Frankreich. Mit den Referenten Tom Oroffino von der französischen Studierendengewerkschaft UNEF und Diyar Comak von der DIDF-Jeunes (DIDF Jugend Frankreich) startete die Tour am 27. Juni an der Universität Duisburg-Essen. In 5 weiteren Städten folgten weitere Veranstaltungen mit den Gästen, unter anderem in Hamburg (28. Juni), Köln (29. Juni), Marburg (30. Juni) und Nürnberg (1. Juli). Zusätzlich fand am 30. Juni in Mannheim eine Veranstaltung mit Özge Altun aus dem Geschäftsführenden Vorstand der DIDF-Jeunes statt. In Vielen Städten wurden die Veranstaltungen in Kooperationen mit Jugendverbänden, Asten und Gewerkschaftsjugenden durchgeführt. Vor allem Studierende waren sehr interessiert an den Podiumsdiskussionen. Die Referenten hielten Vorträge und Berichteten von ihren eigenen Erfahrungen an ihren Universitäten, über die derzeitige Lage der Gewerkschaften und auch über den Standpunkt der Bewegung. Nach den Vorträgen hatten die Teilnehmer immer die Gelegenheit, den Referenten Fragen zu stellen. Was auffiel, war, dass bei fast jeder Veranstaltung die Teilnehmer auch auf die Gewerkschaften in Deutschland eingingen. Eine weitere interessante Frage war nach der rechtspopulistischen Front National und wie sie zu den ganzen Protesten steht. Nach der Veranstaltung in Marburg und Hamburg hatten wir die Gelegenheit einigen Teilnehmern fragen zu stellen.
„Auch in Deutschland die Unis besetzen“
Larissa (23) studiert Sozialwissenschaften in Marburg
Ich war total spontan hier. Ich habe eine Freundin getroffen, die mich dann eingeladen hat. Von der Veranstaltung habe ich aber zuvor schon gehört. Ich glaube, prinzipiell braucht man zuerst Information, um die Menschen damit zu erreichen. Was auch aus dem Vortrag und aus der Diskussion hervortrat und ich auch für richtig erachte ist, dass die Universität ein zentraler Ort ist, um solche Informationen zu verbreiten. Ich bin aber der Meinung, dass gerade in Deutschland die Universität noch ein sehr unpolitischer Ort ist. Ich finde, eine gute Aktion wäre, wie auch schon im Vortrag genannt, die Universität zu besetzten, genau wie die Jugendlichen aus Frankreich. Durch die Besetzung kann man die Studierenden mit den Problemen konfrontieren und dann eine Diskussion anfangen. Also das, glaube ich, ist eine sehr wichtige Sache. Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich noch einen erfolgreichen Kampf!
„Deren Kampf ist unser Kampf“
Michael (21) studiert Politikwissenschaften in Marburg
Ich finde der Arbeitskampf der Streikenden in Frankreich bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit. Jeder berichtet von der Parallel dazu laufenden EM aber keiner über die Streiks. Was den Kolleginnen und Kollegen und den Jugendlichen in Frankreich passiert, ist uns hier schon viel früher passiert und da gab es gar kein Widerstand. Ich finde es wichtig, darauf aufmerksam zu machen und den Leuten vor Ort zu helfen und zu zeigen, dass wir neben ihnen stehen. Das Mindeste, was man hier in Deutschland machen kann, ist das man einfach darüber redet und dass man die Menschen darüber aufklärt, was dort passiert. Aber auch dass deren Kampf auch unser Kampf ist muss betont werden. Im Idealfall läuft das wie heute auf der Veranstaltung ab, dass wir Geld sammeln und ganz praktische Hilfe leisten, damit der Arbeitskampf weitergeführt werden kann. Studierende aller Länder vereinigt euch!
„Grüße nach Paris“
Hüseyin (20) studiert Archäologische Wissenschaften in Marburg
Ich finde es wichtig an dieser Veranstaltung teilzunehmen, da es nicht nur Probleme sind, die Frankreich betreffen, sondern auch uns. Wir sollten uns nicht nur auf uns selber konzentrieren, sondern auch um unsere Nachbarländer und unsere Altersgenossen in den jeweiligen Ländern. Wir sollten Interesse zeigen und uns informieren. Und natürlich sollten wir uns mit ihnen auch solidarisieren. Konkrete Vernetzung in der Universität halte ich für wichtig. Vor allem erkenne ich es bei meinen Kommilitonen, die auch Archäologie studieren und nicht beispielsweise Politikwissenschaften, viele von ihnen haben zum Beispiel gar keine Ahnung davon, was gerade in Frankreich passiert. Obwohl sie interessiert daran wären, berichten die Medien überhaupt nicht darüber. Deshalb denke ich, dass man innerhalb der Universität darüber informieren muss, genau mit Veranstaltungen wie heute. Aber auch mit den Flyern und den Infoständen die zuvor gemacht wurden. Aber trotzdem wussten viele nichts von der Veranstaltung. Deswegen müsste die Vernetzung an der Universität besser funktionieren. Ich wünsche den Freundinnen und Freunden in Frankreich noch viel Erfolg und Solidarität von Marburg nach Paris.
„Gemeinsamkeiten von Jugendlichen in Frankreich und Deutschland deutlich machen“
Moritz (21), Student aus Hamburg
Ich fand es wichtig, an der Podiumsdiskussion teilzunehmen, weil die mediale Berichterstattung über die Bewegung in Frankreich in Deutschland ziemlich zurückhaltend ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass deutsche Banken und Konzerne eine ähnliche Bewegung in Deutschland fürchten. Ich finde es wichtig, solidarisch mit den Kämpfen in Frankreich zu sein, damit dort keine Zustände entstehen, wie in Deutschland durch die Agenda 2010.
Besonders begeistert hat mich die Studierendengewerkschaft UNEF, da es ähnliche Strukturen in Deutschland nicht gibt. Im Gegensatz zu Deutschland scheint die Jugend in Frankreich sehr viel politisierter zu sein. Das ist ein Bewusstsein, das auch für die Jugendlichen in Deutschland wünschenswert wäre. Wichtig ist es, sich selber zu informieren und anschließend die Informationen so breit wie möglich in die Bevölkerung zu tragen. Solche Podiumsdiskussion sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung, jedoch beschränkt sich die Zusammensetzung der Teilnehmer auf oft bereits politisierte Menschen. Wichtig ist es, die unpolitischen Teile der Bevölkerung, besonders der Jugendlichen zu erreichen und ihnen die Gemeinsamkeiten der Interessen von Arbeitern und Jugendlichen in Frankreich und in Deutschland deutlich zu machen.