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Schlecker – „Lohndumping XXL“

Baran Firat Kiraz

 

Das Schleckerimperium um Anton Schlecker, der im vergangen Jahr noch der zehntreichste Deutsche war, ist pleite. Durch ein Insolvenzverfahren sollen nun das Unternehmen und seine Tochterkonzerne gerettet werden. Am 20. Januar hatte die Drogeriekette den Gang in die Insolvenz öffentlich bekannt gegeben. Die Mitarbeiter sind fassungslos, denn Sie wurden über die Situation nicht unterrichtet und erfuhren alles über die Medien.
Kein Wunder! Wir erinnern uns, der Spion, der aus der Lochwand kam und die Mitarbeiter bespitzelte. Was Einzelhändler sich einfallen lassen, um Mitarbeitern auf die Schliche zu kommen, erinnert mitunter an einen schlechten Spionagefilm. Lidl hatte seine Leute durch Detektive systematisch überwachen lassen, sogar bis hin zum Toilettengang. Auch Edeka und Plus hatten Protokolle über private Angelegenheiten von Beschäftigten erstellt, wie die Unternehmen inzwischen selbst bestätigt haben. Bei Schlecker war es eben üblich, Mitarbeiter durch die Lochwand zu beobachten und ihnen zu misstrauen. Betriebsräte gaben bekannt, dass außer der Arbeitsplatzüberwachung ebenso Spinde, Taschen und sogar der Kofferraum des privaten Pkws kontrolliert wurden. Nur ungefähr 100 der knapp 8000 Schlecker-Filialen haben einen Betriebsrat und somit wird auch hier klar, dass man auf mündige Mitarbeiter verzichten mag. Mitarbeiter, die als Spitzel fungierten, hatten zudem deutlich höhere Löhne. Da Schlecker mit Dumpinglöhnen von 6,50 Euro für negative Schlagzeilen sorgte und in allen Filialen, in denen es keine Betriebsräte gab, Leiharbeiter tätig waren, sollten nun die Betriebsräte entscheiden dürfen, ob Leiharbeiter eingestellt werden und inwieweit sie beschäftigt werden sollen. Fakt ist aber, dass knapp 7900 Filialen in Deutschland keinen Betriebsrat haben und somit nie die Rede über einen möglichen Abbau von Leiharbeit oder eine Einführung eines vereinbarten Tarifvertrags sein konnte. Die Betonung lag vor allem bei dem Willen, einen einheitlichen Stundenlohn einzuführen, natürlich nur, um dem schlechten Medienfluss zu entkommen, denn davon hat der Mitarbeiter nichts mitbekommen. Zwar gab es Verhandlungen zwischen Schlecker und der Gewerkschaft Verdi, dennoch hielt sich Schlecker nicht an die Vereinbarungen und versuchte indes, die Abfindungsregelungen mit der Gewerkschaft deutlich zu verschlechtern.

Vielleicht hätten bei Schlecker und Co mehr Vertrauen in das eigene Personal für ein besseres betriebliches Klima und zu besseren Einnahmen auf dem Markt geführt. Keine Frage, mit Sicherheit! Heute ist es Schlecker, schon morgen werden weitere folgen und mit Niedriglöhnen und Entlassungen ihr gewohntes Spiel fortsetzen.
Doch wieder einmal werden es die Arbeiter sein, die für Eigner und Aktionäre den Kopf hinhalten sollen! Wieder einmal kostet es den Arbeiter, der für Niedriglöhne arbeiten musste, um das Unternehmen aufrechtzuerhalten und wieder einmal gibt es keinerlei Stellungnahme seitens der Unternehmer, in diesem Falle Anton Schlecker, dem zehntreichsten Menschen in Deutschlands, der 30000 Arbeitern den Job kosten und trotzdem zu den reichsten gehören wird!

 

 

 

 

 

 

 

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