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Schmerzliche Heimat – Semiya Simsek

Zweimal brach für Semiya Simsek eine Welt zusammen: das erste Mal am 9. September 2000, als ihr Vater Enver Simsek erschossen wurde. Da war sie vierzehn Jahre alt. Und dann, als nach über elf Jahren die Hintergründe der Tat ans Licht kamen: Es war der erste von zehn Morden des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU). Nun berichtet Semiya Simsek, wie das Verbrechen ihr Leben und ihr Vertrauen zum deutschen Behördenapparat erschütterte – das Leben einer türkischen Einwandererfamilie, für die dieses Land längst Heimat war. Enver Simsek, der 1985 nach Deutschland kam, arbeitete bis 2000 in seinem Blumengeschäft, welches er sich mit viel Fleiß und Schweiß aufgebaut hatte. Doch nach seiner Ermordung wurde seine Familie von der Polizei, die ihnen Mafiakontakte und Heroinhandel vorwarf, jahrelang verdächtigt, bedrängt und ausspioniert. «Elf Jahre durften wir nicht einmal reinen Gewissens Opfer sein», sagt Semiya Simsek. Hier erzählt sie ihre bewegende Geschichte: Die Geschichte einer jungen Deutschen und ihrer Familie, deren Leben durch einen Terrorakt zerstört und durch Vorurteile weiter zerrüttet wurde und die dennoch stark blieb. Sie schildert die Hintergründe des Verbrechens, der Ermittlungspannen und –irrwege und auch wie seitens der Behörden versucht wurde, den Fall zu vertuschen und unter den Teppich zu kehren. Während Semiya Simsek ihr Buch schrieb, hatte sie exklusiven Einblick in die Polizeiakten. „Schmerzliche Heimat“ ist mehr als nur ein Buch über Erinnerungen an den ermordeten Enver Simsek – vielmehr, es ist ein Buch über den größten politischen Skandal der Nachkriegszeit in Deutschland.

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