Die Parlamentarier, die im Namen des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK) wegen der am 7. Januar verunglückten acht Kumpel nach Zonguldak fuhren, haben nach eigenen Nachforschungen eine Pressekonferenz in den Räumen der Bergarbeitergewerkschaft veranstaltet. Ertugrul Kürkcü, Abgeordneter aus Mersin, Levent Tüzel, Abgeordneter aus Istanbul und Selma Gürkan, Vorsitzende der Partei der Arbeit (EMEP) nahmen an der Konferenz teil. Tüzel betonte in seiner Rede, dass die Türkei auf dem Ranking „Tod durch Unfälle am Arbeitsplatz“ auf Rang eins stehen würde und betonte, dass diese Tatsache nicht mehr als „Schicksal“ bezeichnet werden dürfe. Ebenfalls betonte er, dass niemand das Recht habe, den Tod von Arbeitern zu beschönigen. Als Ergebnis seiner Eindrücke fasste Tüzel als Fazit zusammen, dass das Leiharbeitssystem die Schuld am Tod der Kumpels trägt. „Diese tragischen Vorfälle resultieren aus reiner Profitgier. Es muss schnell und viel produziert werden und dabei werden die Sicherheitsmaßnahmen nicht gewahrt“, so Tüzel. Tüzel berichtete, dass die Parlamentsgruppe der BDP und einzelne Parlamentarier einen Antrag zur Gründung einer Parlamentarischen Kommission zur Klärung dieser Unfälle gestellt haben, jedoch dieser Antrag auf die lange Bank geschoben werde: „Solche Forderungen und Anträge werden von der Regierung nicht gerne gesehen und bearbeitet. Sie suchen die Verantwortung immer bei den Arbeitern, die eigentlichen Verantwortlichen werden nicht zur Rechenschaft gezogen, “ sagte er.
Aufruf zum gemeinsamen Widerstand
„Das zu Beginn diesen Jahres in Kraft getretene Gesetz zur Gesundheit am Arbeitsplatz ist nicht ausreichend und nicht präventiv genug“, betonte Tüzel und ergänzte, dass auch nach Verabschiedung des Gesetzes Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen gestorben seien. „Das eigentlich Wichtige wäre, dass der Wille und die Wünsche der Arbeiter nach einer besseren Kontrolle zur Geltung kommen. Jedoch lässt weder das Gesetz noch die Praxis es zu. Es wird nicht erlaubt, dass die Arbeiter sich gewerkschaftlich organisieren. Diese Todesfälle kommen aus der Profitgier der Arbeitgeber zustande“, so Tüzel weiter. Er rief alle Arbeiter und Beschäftigte auf, dieser Profitgier und Ausbeutung endlich entschlossen entgegenzutreten.
Ertugrul Kürkcü betonte, dass die demokratischen und politischen Kräfte, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzen, viel stärker zusammenrücken und den gemeinsamen Widerstand organisieren müssten. „Die Gewerkschaften und die Berufsverbände müssen das Parlament unter Druck setzten. Wir müssen gemeinsam für ein Leben kämpfen, in dem die Arbeiter befreit sind von dem Druck des Kapitals und des Staates und gute Arbeitsbedingungen haben.“
Selma Gürkan sprach als letzte und betonte, dass die Türkei zu den wichtigsten 20 Wirtschaften zählt und dies auf Kosten des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter erreicht. Die Beschäftigungspolitik müsse auf den Prüfstand, forderte Gürkan.
Geringes Entgelt – lange Arbeitszeiten!
Die Parlamentariergruppe besuchte Familien und Angehörige der verstorbenen Arbeiter. Der verstorbene Bergarbeiter, Hasan Bozaci, der bis zu seinem Tod seit 7 Jahren im Bergbau gearbeitet hatte, hinterließ eine trauernde Ehefrau, einen Sohn und eine an Epilepsie leidende Tochter. Die Ehefrau berichtete über die schwierigen Arbeitsbedingungen ihres verstorbenen Ehemannes und berichtete, dass die Gehälter immer verspätet ausgezahlt wurden und dass die Arbeiter immer wieder in die Gruben geschickt wurden, obwohl das explosive Gas nicht vollständig ausgewichen wäre. Frau Bozaci klagte, dass ihr Familienleben jetzt noch schwieriger werden wird, aber sie die Aufklärung dieses tragischen Falles nicht aufgeben werde. Der Neffe des Verstorbenen, der ebenfalls bei der gleichen Leiharbeitsfirma angestellt ist, berichtete, dass sie gegen ein sehr geringes Entgelt zu langer Arbeit gezwungen werden und hierbei ihre Sicherheit nicht gewährleistet wird. Ebenfalls berichtete der Neffe, dass er aus Angst nicht mehr in der Lage ist, die Gruben zu betreten. Die trauernde Familie wünschte sich von den Parlamentariern und der Öffentlichkeit, dass dieser Fall, nicht wie alle vorgegangenen Unfälle, in paar Tagen in Vergessenheit gerät und die Verantwortlichen ungestraft davonkommen können.
Gamze Erol
Übersetzung von Serpil Karahan