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Selek erwartet Gerechtigkeit

Der Prozess gegen die Soziologin Pinar Selek geht trotz der internationalen öffentlichen Unterstützung, trotz der Verjährung nach 15 Jahren und trotz dreimaligem Freispruch weiter. Vor der Verhandlung hatten sich hunderte Menschen vor dem Strafgericht versammelt und ihre Solidarität mit Selek bekundet.

Der Schauspieler Deniz Türkali hatte im Namen aller, die Pinar Selek seit 15 Jahren unterstützen und auf Gerechtigkeit hoffen, eine Erklärung verlesen. Türkali sagte, dass sich Selek in ihrem Leben immer für die Interessen und Belange anderer Menschen eingesetzt habe und vor zwei Wochen das erste Mal etwas für die eigene Person gewünscht habe.

Die Akte wird an die nächsthöhere Instanz weitergegeben

Das Beobachtergesuch von zwei Anwaltsverbänden wurde vom zuständigen Richter abgelehnt. Während des Prozesses sprach der Anwalt Akin Atalay „Wir haben einen Ablehnungsantrag gegen den Richter dieses Prozess eingereicht. Dieses Recht haben wir und aus diesem Grund darf dieser Prozess zur Zeit nicht weiter gehen. Bis eine Antwort auf unseren Antrag erfolgt, muss dieser Prozess aufgeschoben werden. Wir zweifeln an der Unbefangenheit und Objektivität der Richter dieses Prozesses.” Nach einer Pause wurde dem Antrag stattgegeben und der ganze Prozess wurde auf den 24. Januar mit dem Verweis, dass er auf die nächsthöhere, gerichtliche Instanz weitergegeben wird, vertagt.

Juristischer Verlauf

Pinar Selek wird beschuldigt, im Zusammenhang mit einer Explosion auf dem Ägyptischen Basar in Istanbul im Jahre 1998 in Verbindung zu stehen. Sie wurde damals ohne Urteil inhaftiert und nach eigenen Angaben schwer misshandelt (Folterung durch Strappado, Elektroschocks und Stromschläge am Kopf). Nach ihrer Freilassung zweieinhalb Jahre später wurde sie 2002 und 2006 freigesprochen. Bis heute ist unter gerichtlich bestellten Gutachtern umstritten, ob es sich bei der Detonation in dem Basar überhaupt um eine Bombenexplosion handelte oder um einen Unfall mit einem Gasbehälter. Nun beantragte die Staatsanwaltschaft eine dritte Prüfung des Falles mit der Forderung nach lebenslanger Haft.

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