Written by 13:29 HABERLER

Solidaritätswelle in Europa

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Die Widerstandsbewegung in der Türkei, die nach der Räumung des Protestcamps im Istanbuler Gezi-Park begann und mittlerweile das ganze Land erfasst, rief auch in Europa eine breite Solidaritätswelle hervor. In zahlreichen Städten gingen Menschen auf die Straße, um gegen die brutale Polizeigewalt in der Türkei zu protestieren und sich mit den Widerständlern zu solidarisieren.

Solidaritätsaktionen in Deutschland

In einer Reihe von deutschen Städten fanden Solidaritätsaktionen statt. In Berlin, Stuttgart, Köln, Braunschweig, Hamburg, Essen, Frankfurt, Dortmund, Nürnberg und vielen anderen Städten nahmen Tausende von Menschen an Demonstrationen und Kundgebungen teil. Die Losung bei den Demonstrationen in der Türkei „Taksim ist überall – Widerstand ist überall!“ sowie die Forderung nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Erdogan und seiner Regierung drückten auch den Aktionen in Deutschland ihren Stempel auf. Die Aktionen, an denen anfänglich einige Hundert Menschen teilnahmen, wurden immer größer und sollen auch in den nächsten Tagen weitergehen.

BERLIN

In Berlin fand zunächst am 31. Mai 2013 eine Kundgebung statt, die von Jugendlichen auf Facebook organisiert wurde. An dieser Aktion nahmen ca. 300 zumeist junge Menschen teil. Am Tag darauf fand eine Großdemonstration mit mehreren Tausend Teilnehmern statt, zu der verschiedene Organisationen aufgerufen hatten. Es folgten weitere Demonstrationen, die täglich von einer anderen Gruppe oder unabhängigen Facebook-Usern in den verschiedenen Bezirken der Hauptstadt organisiert wurden. Es entstand inzwischen ein Aktionskomitee, das die Solidaritätsaktionen koordinieren soll. Auffallend bei den Aktionen war, dass die Teilnehmerzahl während der Demonstrationen immer größer wurde, weil sich Passanten anschlossen. Die meisten Aktionen standen unter dem Motto „Schulter an Schulter gegen Faschismus!“

KÖLN

Auch in Köln fanden ab dem 31. Mai zahlreiche Aktionen statt, auf denen die Teilnehmer ihre Solidarität mit der Widerstandsbewegung in der Türkei zum Ausdruck brachten. An den Aktionen am Neumarkt, auf dem Dom-Platz, am Rudolfplatz und am Wiener Platz nahmen mehrere Hundert Menschen teil, darunter auch Mitglieder deutscher Parteien und Organisationen. In den Reden forderten die Redner die AKP-Regierung zum Rücktritt auf und versicherten den protestierenden Menschen in der Türkei die Fortsetzung der Solidaritätsaktionen.

Am 1. Juni fand eine Großkundgebung mit rund 5.000 Teilnehmern statt. Zu dieser Aktion hatte die Föderation Alevitischer Gemeinden (AABF) aufgerufen. Der AABF-Vorsitzende Hüseyin Mat sagte auf der Abschlußkundgebung: „Die AKP hatte sich eine Demokratie-Maske aufgesetzt, um ihr wahres Gesicht zu verstecken. Jetzt hat sie diese Maske abgelegt und ihre hässliche Fratze gezeigt, die für islamischen Fundamentalismus und für Unterdrückung steht. Wir rufen den Menschen in der Türkei zu, dass wir bei ihrem Widerstand an ihrer Seite stehen.“

ESSEN

Am 2. Juni fand in Essen eine Demonstration statt, auf der Anhänger kemalistischer Nationalisten Mitglieder der Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland (YEKKOM) angriffen. Im Anschluß an diese Provokationen schlugen Polizisten auf die Demonstranten ein und verletzten zahlreiche Menschen. Die Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen und Vorstandsmitglied des Essener DIDF-Vereins Ezgi Güyildar wurde mit starken Augenverletzungen ins Krankenhaus geliefert, weil Polizisten ihr bei ihren Vermittlungsversuchen Pfeffergas ins Gesicht sprühten.

KREFELD

In Krefeld riefen der Solidaritätsverein (DIDF-Mitglied) und das Alevitische Kulturzentrum zu einer gemeinsamen Aktion auf, an der ca. 700 Menschen teilnahmen. Die Aktion wurde von DGB, Die Linke, DKP, MLPD und dem Krefelder Bündnis gegen Rassismus unterstützt.

LONDON ÄHNELT ISTANBUL…

Auch in London fanden Solidaritätsaktionen mit der Widerstandsbewegung in der Türkei statt. Die erste Aktion fand am 1. Juni im Hyde-Park statt, wo sich Menschen spontan versammelten, um gegen den Terror der AKP-Regierung zu protestieren. Vor dem „Speakers‘ Corner“ versammelten sich ab den frühen Morgenstunden rund 3.000 Menschen und erklärten ihre Solidarität mit den Menschen in der Türkei. Viele Londoner mit türkischen und kurdischen Wurzeln besetzten Plätze in verschiedenen Stadtteilen.

An der Tower-Bridge fand eine weitere Demonstration statt, auf der gegen das Vorhaben der AKP-Regierung, die dritte Brücke über den Bosporus nach dem Sultan Yavuz Selim zu benennen, protestiert wurde. Als strenggläubiger Sunnit verfolgte dieser die Schiiten im osmanischen Herrschaftsbereich und trägt die Verantwortung an der Ermordung mehrerer Tausend Menschen dieser Religionsgruppe. Die Demonstranten zogen dann zum Trafalgar Square weiter, wo sich die Teilnehmer einer Demonstration gegen die rassistische BNP ihnen anschlossen. Tausende Menschen riefen im Chor „Solidarische Grüße nach Taksim!“ Auch hier wurde die Forderung nach dem Rücktritt von Tayyip Erdogan und seiner Regierung nachdrücklich unterstrichen. Diese Aktionen dauerten bis in die späte Nacht.

 

Mehmet Çallı

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