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Solino (Fatih Akin, 2002)

Eine stickige Bruchbude als Wohnung, mickriges Gemüse zum Essen und nur kaltes Wetter – das soll wirklich das gelobte Deutschland sein? Konfrontiert mit diesem Bild von dem neuen Lebensort will Mutter Rosa wieder zurück in ihr italienisches Dorf, Solino, wo der Himmel tiefblau gefärbt und das Gemüse viel knackiger ist. Von der Idee, von nun an hier zu leben, hält sie nicht besonders viel. Doch es werden einige Jahre vergehen müssen, bis sie ihre Heimat wiedersehen kann.
Zunächst ist es eine große Herausforderung für das Ehepaar Rosa (Antonella Attili) und Romano Amato (Gigi Savoia), sich in diesem „fremden“ Land zurechtzufinden. Von der Erziehung der Kinder bis hin zum Einkaufen ist hier alles anders, als gewohnt. Und vor allem macht es ihnen die Sprache besonders schwer, sich hier einzuleben und zu verständigen. Im Gegensatz zu den Eltern haben sich die beiden Kinder, Gigi (Barnaby Metschurat) und Giancarlo (Moritz Bleibtreu) schnell an das neue Zuhause gewöhnt. Trotz den Schwierigkeiten will Vater Romano, als Arbeiter in einem der vielen Kohlengruben in Duisburg, der Familie ein neues Leben verschaffen. Doch die harte Arbeit ist nicht länger auszuhalten und somit verlässt Romano den Job im Bergwerk. Wütend über die Unverantwortlichkeit ihres Mannes packt Rosa die Koffer und beschließt zurück nach Solino zu kehren. Aber da eröffnet sich mit Rosas überragender Idee der Familie eine neue Möglichkeit. Denn gegenüber ihrer Wohnung ist ein Geschäftsraum zu vermieten, die perfekt für eine Pizzeria geeignet ist. Ohne zu Zögern wird der Raum schnell angemietet und der Traum von der ersten Pizzeria im Ruhrgebiet wird schon Wahrheit. Benannt nach der Heimat „Solino“ wird der Laden, trotz den Schwierigkeiten mit der Sprache, bald ein großer Erfolg. Während Rosa immer in der Küche arbeitet und Romano die Kundschaft betreut, wachsen die Brüder Gigi und Giancarlo in ihre neue Heimat hinein. Schon als Kind ist Giancarlo eher ein Außenseiter, sowohl in der Familie als auch im Umfeld.
Er geht lieber seinen kleinen, krummen Geschäften nach und hat nur Gaunereien im Kopf, anstatt fleißig in der Schule zu lernen und ein gutes Vorbild für seinen jüngeren Bruder zu sein. Im Gegensatz zu ihm ist Gigi, inspiriert durch den italienischen Regisseur Baldi und den deutschen Fotohändler Klasen, fest davon überzeugt, ein Filmemachen zu werden.
Auch wenn „Solino“ im ersten Blick nur die Geschichte der ersten Pizzeria im Ruhrgebiet erzählt, steckt im Hintergrund viel mehr. Eigentlich ist es das Leben der ersten Gastarbeiterfamilien, die nach Deutschland gekommen sind, welches unter die Lupe genommen wird. Mit stellenweise sehr lustigen aber auch sehr tragischen Szenen versetzt der Regisseur den Zuschauer in die 60er Jahre zurück und zeichnet ein treffendes Bild über das Leben der Gastarbeiterfamilien damals.

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