Written by 13:11 HABERLER

Tanzkulturverschleierung?! – Ist das noch Tanz?

Dirim Su Derventli

 

Wir Menschen drücken seit Jahrtausenden unsere Gefühle in Tanz und Bewegung aus, setzen verschiedenste Rituale um und führen unsere Bräuche fort. Ob es der Wiener Walzer oder Folklore ist, Tanz ist in jeder Kulturform wieder zu finden. Unsere Tänze sind unsere Bräuche, das, was sich in den Jahren aus den unterschiedlichsten Lebensumständen entwickelt hat. Wir drücken in ihnen unser Glück und unsere Freude aus, unser Leid und unseren Wehmut. Sklaven beispielsweise erfanden in Brasilien „Capoeira“ und verbreiteten diese neue Art von Tanz. Während sie ihren Sklavenhaltern vorgaben, zu tanzen, trainierten sie miteinander das Kämpfen, was ihnen natürlich sonst verboten war. Tanz ist also nicht nur eine schlichte Form von Bewegung, sondern unser Mittel, das unsere Gefühle zum Ausdruck bringt. Der Alltag prägt folglich jede kleinste Entwicklung unserer Tänze und beeinflusst unser Kulturverständnis. 

„Everyday I’m shufflin’“ und „Do the Harlem Shake!“

Was sich in den letzten Jahren an Tanzkultur entwickelt hat, erscheint uns jedoch als merkwürdig: „Das ist doch kein Tanz!“. Von „Jerkin“, „Shufflin“, „Gangnam Style“ und „Harlem Shake“ ist die Rede. Was die einen als wildes Durcheinander bezeichnen, spricht sich für die anderen als große Stilrichtung aus. Innerhalb weniger Monate erobern diese Tänze die Welt und die ganze Erde scheint mit zu zappeln. Der Trend vom Shufflin setzt sich durch. Wer auf der Tanzfläche die besten Moves drauf hat, ist eben der Beste. Wer heute den Harlem Shake tanzt oder bei PSY die Hüfte mitschwingt, der hat es geschafft. Wir wollen nur das Extravagante und Überragende, normal ist nicht mehr drin! Wir wollen uns von den anderen unterscheiden und abheben. Und dabei ist es doch das, was früher auch passierte: Jeder neue Trend bringt seine Freunde und Feinde mit sich. Es ist also genau das, was sich auch schon die Sklaven in Brasilien gedacht haben: Gefühle, Eindrücke und Position durch Bewegung zum Ausdruck bringen, etwas vollkommen Neues schaffen und sich von den anderen abheben. Und das funktioniert, damals sowie heute.

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