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Tarifvertragsfreie Zonen beseitigen!

Mahir Sahin

Ich habe vor kurzem einen Artikel in einer Tageszeitung gelesen. Es ging um die Ergebnisse einer Umfrage des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das Resultat der Umfrage ist erschreckend. Es widerspiegelt die realen Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen: Immer weniger Beschäftigte werden nach Tarif bezahlt oder anders, immer weniger Betriebe zahlen nach Tarif. 1996 arbeiteten noch 70 % der Beschäftigten in Westdeutschland in Unternehmen, für die ein Branchentarifvertrag galt, 2011 waren es nur noch 54 %.  In Ostdeutschland ging der Anteil von 56 auf 37 % zurück. Gleichzeitig sank die Zahl der Betriebe mit Branchentarifvertrag im Westen von 49 auf 32 % und im Osten von 28 auf 18 %. Haus- oder Firmentarifverträge gelten derzeit in 2 % der westdeutschen und etwa 3 % der ostdeutschen Betriebe. Gar keinen Tarifvertrag hätten 66 % im Westen und 79 % im Osten. Diese Ergebnisse sind auch schon länger unter den Gewerkschaften bekannt. Es ist notwendiger denn je, dass die betroffenen Beschäftigten sich in den Gewerkschaften organisieren und mit ihrer Gewerkschaft dann auch aktiv werden für Tarifbindung und für tarifliche Vergütung. Die Intervention der Gewerkschaften gegen diese Missstände kann nur effektiv sein, wenn sich die ArbeiterInnen in den Gewerkschaften organisieren und die Gewerkschaften noch mehr an Stärke gewinnen. Wenn man es nicht schafft, diese Angriffe der Unternehmer zu stoppen, dann werden auch die Kollegen, die jetzt noch eine tarifliche Vergütung haben, irgendwann auch davon betroffen sein. Sollten wir uns also nicht stärker Gedanken machen, wie wir die Gewerkschaften in den vorhandenen Branchen stärker verankern und in den Bereichen, wo es keine tarifliche Bindung gibt, die Kollegen zu organisieren? Denn irgendwann kann es auch einen selber treffen. Wenn man der Tarifflucht und den Versuchen der Unternehmer, die Flächentarifverträge zu zerschlagen, nicht entgegensteuert, dann werden sich die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtern. Denn eins ist, so glaube ich, allen klar: Die Arbeitsbedingungen in Bereichen, wo die Gewerkschaften gar keine Tarifverträge haben, sind katastrophal. Es gibt nur zwei Optionen: Den Kopf in den Sand stecken oder sich organisieren und aktiv werden!

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