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Tod für Made in Germany?

Am 13. Dezember 2025 wird ein Kollege in der Frühschicht (5:30-13:30h) in der Salzgitter AG bei der Arbeit tot aufgefunden. Der ca. 50-Jährige Leiharbeiter Mustafa.K., Vater von zwei Kindern, arbeitete bei einer der vielen Tochterfirmen im Bereich der Logistik, die überwiegend migrantische Arbeiter in Verladung, Verpackung, Transport und Büro beschäftigt.

Arbeit im Alleingang?

Ein genauer Todeszeitpunkt ist nicht bekannt. Denn die Arbeit wird in den riesigen Hallen in der Regel allein erledigt. Aufgefunden wurde Mustafa K. vom Kranfahrer, der nach Schilderungen aus dem Betrieb den leblosen Körper vermutlich erst eineinhalb Stunden nach dem Tod bemerkte. Der Rettungswagen traf Berichten zufolge erst 45 Minuten bis eine Stunde nach der Meldung ein, für jede Hilfe war es da längst zu spät. Als offizielle Todesursache wird ein Herzinfarkt genannt, zusätzlich mit einer Kopfverletzung durch den Sturz.

Seit 2002 ist es zur Regel geworden, dass die Kollegen in den Schichten allein arbeiten. Dabei werden körperlich schwere Aufgaben erledigt, wenn – wie in diesem Fall – Stahl verpackt wird. Die Belegschaft hat dagegen immer wieder Beschwerde eingelegt, wurde jedoch immer nur mit dem Verweis des Arbeitsgebers abgespeist, „es gäbe ja zusätzlich noch den Kranfahrer“. Selbst wenn der Kranfahrer es rechtzeitig mitbekommen hätte, fehlt es an Sicherheitsmaßnahmen wie einen Defibrillator in den Werkshallen.

Druck statt Anerkennung

Besonders brisant ist der Umgang der Unternehmensführung bei Krankheit. Im Betrieb kursiert die Erzählung, dass der Kollege Mustafa K. nach krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit Druck bekommen habe, sich nicht weiter krank zu melden. Was ihm konkret angedroht wurde, ist in diesem Fall nicht gesichert, aber die Praxis im Betrieb sei eindeutig: Wer länger krank ist, wird von der Personalabteilung „ins Büro zitiert“.

Dort geht es, so berichtet die Belegschaft, um Einschüchterung. Beschäftigten wird mit Kündigung gedroht oder es wird ihnen „empfohlen“, in Rente zu gehen, statt krank zu sein – selbst, wenn sie aufgrund körperlicher Belastung oder Alter eigentlich Schutz bräuchten.

In einem solchen Klima aus Druck, Angst vor Jobverlust und Leiharbeit erscheint Krankheit nicht als Risiko, das ernst genommen wird, sondern als Störung des Betriebsablaufs. Für Leiharbeiter wie Mustafa ist die Position besonders verletzlich: Formal angestellt bei AGILIOS, faktisch abhängig von den Schichten und Entscheidungen im Betrieb vom Tochterunternehmen und der Salzgitter AG.

Konsequenzen?

Von Arbeitgeberseite ist keinerlei Mitgefühl zu erwarten. Diese macht im Gegenteil mit dieser Praxis weiter: Noch am 20.11.2025 sei ein älterer Kollege nach einer Krankheitsphase einbestellt und gefragt worden, warum er „krank mache“, verbunden mit dem Hinweis, er solle lieber ganz in Rente gehen, wenn er so gebrechlich sei.

Kein Einzelfall!

Der Fall bei SZ-AG zeigt, wie skrupellos mit dem Leben von Arbeitern umgegangen wird. Diese Fälle häufen sich deutschlandweit. Erst kürzlich ist ein Mitarbeiter bei Amazon während der Arbeit gestorben, nachdem dieser wegen Druck des Arbeitgebers trotz Krankheit zur Arbeit kam.

Solidarität von unten

Trotz des schlechten Betriebsklimas zwischen Chefs und Arbeitern, zeigt sich die Belegschaft untereinander solidarisch und ehrt ihren Kollegen selbst. Denn sie wissen, dass sie vom Konzern nichts zu erwarten haben. Diese Solidarität gilt es zu stärken. Besonders bei weltweit tätigen Konzernen (20.000 Mitarbeiter weltweit) und somit größten Arbeitergebern in Deutschland, wie der Salzgitter-AG, die Marktführer in Sachen Stahl Produktion ist, müssen wir genau hier auf die Zustände im Betrieb hinweisen und den Kampf gegen die Ausbeutung ansagen.

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