„Zeit aktiv zu werden – gegen Rassismus, Aufrüstung und Sozialabbau!“ Unter diesem Motto versammelten sich am 12. Juli über 4.000 Leute in Hamburg beim Open Air der DIDF-Jugend und des IJV am Park Fiction. Auch im vierten Jahr in Folge war damit eine steigende Teilnehmerzahl zu verzeichnen.
Während die Preise für Festivals oder Konzerte kaum noch leistbar sind, ist das Open Air eine Gelegenheit, als Jugend zusammenzukommen und eine eigene Kultur, ohne kommerzielle Interessen, auf die Beine zu stellen. Wie in der Hauptrede betont wurde: „Es sind wir, die dieses Open Air selbst auf die Beine stellen! Dutzende junge Leute, Schüler, Arbeiter und Studenten, haben diesen Tag gemeinsam vorbereitet: Das Programm geplant, tausende Plakate und Flyer verteilt, Solitickets verkauft, Essen vorbereitet, den Platz hier aufgebaut und vieles mehr! Wir alle machen dieses Open Air möglich, weil wir ein Zeichen setzen wollen!“
Eine Kulturindustrie, in der Labels und Veranstalter vor allem auf ihre Profite aus sind, macht es jungen Menschen sehr schwer selbst Musik zu machen. Aus diesem Grund sollte das diesjährigen Open Air besonders vielen jungen Künstlerinnen und Künstlern aus Hamburg eine Bühne bieten. Mit einem Lineup bestehend aus Chinyere, dods.hh, NVCHT, Alelo, Puffo, Charlotte Green, Kadir K, Motuz und UCEF waren Musikerinnen und Musiker aus verschiedensten Hamburger Stadtteilen dabei, die ein sehr vielseitiges Programm boten. Sie alle betonten in ihren Ansagen die Wichtigkeit des Mottos und griffen aktuelle politische Fragen von Krieg und Ungleichheit in ihren Auftritten auf, zum Beispiel durch thematische Freestyles oder interaktive Performances. Neben dem Bühnenprogramm gab es zahlreiche Stände mit Essen und Getränken, aber auch Infostände von den Veranstaltern und Gewerkschaftsjugend, von den Zeitschriften Junge Stimme und Lautschrift und dem Medienprojekt jung&laut sowie einen Stand mit Plakaten und T-Shirts. Bei jeder Gelegenheit kamen die Teilnehmer so ins Gespräch über das Motto und die Fragen, die sie aktuell beschäftigen.
In Zeiten, in denen täglich schreckliche Bilder aus dem Krieg in der Ukraine und dem Völkermord in Gaza zu sehen sind, die deutsche Regierung plant, weitere Milliarden für Aufrüstung auszugeben und mit einem neuen Gesetz die Wehrpflicht wieder möglich zu machen und rechte Kräfte und rassistische Politik immer mehr an Einfluss gewinnen ist spürbar, dass die Jugend sich Gedanken zu diesen Fragen macht. Auch wenn auf dem Open Air breite Teile der Hamburger Jugend zusammenkommen, die nicht typischerweise auf Demonstrationen oder politischen Veranstaltungen anzutreffen sind, war das politische Interesse spürbar groß. Entsprechend aufmerksam wurde den zahlreichen Reden zugehört, unter anderem von der DIDF-Jugend, dem Bundesvorstand des IJV, den Gewerkschaftsjugenden, der Schülergruppe des IJV Hamburg und dem Abgeordneten Deniz Celik. Sie alle betonten das Motto: „Jetzt ist Zeit, um aktiv zu werden“.
In der Rede von Lena Stefanow vom Bundesvorstand des IJV hieß es dazu: „In den letzten Jahren ist es für uns, für unsere Nachbarn, Familien, Freunde und Kollegen immer schwerer geworden, über die Runden zu kommen. Währenddessen sind die Reichsten in Deutschland in den letzten Jahren im Schnitt nochmal 10% reicher geworden! Aber Sie – das sind nur ein paar Prozent! Und unsere Stärke liegt darin, dass wir uns zusammenschließen!“ Die Reden hoben zahlreiche Beispiele hervor, die für die Hamburger Jugend mittlerweile Common Knowledge sind – rassistische Polizeigewalt der letzten Jahre, Bundeswehrwerbung im größten Freibad der Stadt, Abschiebungen aus umliegenden Schulen oder der geplante Abriss eines beliebten Treffpunktes, dem Fischi-Haus in Altona.
Mit dem vierten Jahr in Folge ist das Open-Air-Festival im Park Fiction heute in der Jugendkultur in Hamburg angekommen. Umso wichtiger wird es, das politische Interesse, was sich hier immer wieder zeigt, auch in eine gemeinsame Aktivität umzuwandeln .