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WENN NICHT JETZT, WANN DANN?

Von Maike Reichartz

Am 4. Mai versammelten sich in Frankfurt 42 Jugendliche zur Jahreshauptversammlung des Internationalen Jugendvereins Frankfurt. Unter dem Motto „Zeit, aktiv zu werden – gegen Rassismus und Krieg“ diskutierten 17 arbeitende und lernende Jugendliche sowie 21 Studierende darüber, wie der zunehmenden Aufrüstung der Bundeswehr an Schulen und Hochschulen, den steigenden Mieten und Essenspreisen, sozialen Kürzungen und Reallohnverlusten etwas entgegengesetzt werden kann.

In der politischen Bewertung wurde deutlich: Vor allem junge Menschen spüren die Einschnitte im sozialen und kulturellen Bereich tagtäglich. Schulen werden wegen Baufälligkeit geschlossen, Klassenfahrten sind für viele Familien unbezahlbar geworden, und die daraus resultierende Perspektivlosigkeit führt zunehmend zu psychischen Belastungen. Mit der neuen Bundesregierung, so die einhellige Einschätzung, droht eine weitere Verschärfung der Angriffe auf die Arbeits- und Lebensbedingungen junger Menschen. „Der Angst vor Krieg und einer unsicheren Zukunft, dem Verlust von Ausbildungs- oder Arbeitsplatz und dem rasant wachsenden Rassismus müssen wir etwas entgegensetzen“, hieß es in einem Redebeitrag.

Auch die Grußworte von Bündnispartnern des IJV griffen diese Themen auf. Der Studierendenverband SDS.die Linke betonte die Bedeutung gemeinsamer Kämpfe an den Hochschulen – etwa gegen die Abschaffung der Zivilklausel, gegen Militarisierung in der Lehre sowie gegen die Einschränkung von Palästina-Solidarität auf dem Campus. Die IG Metall Jugend Frankfurt hob die Notwendigkeit hervor, sich gemeinsam gegen Stellenabbau und Lohndumping in den Betrieben zu wehren. Die DIDF-Jugend verwies auf den tödlichen Rassismus, etwa im Fall Lorenz A. aus Oldenburg, und betonte die Dringlichkeit solidarischer und gemeinsamer Gegenwehr. „Gegen Krieg, Aufrüstung und Sozialabbau braucht es eine organisierte Jugend – eine Jugend, die unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung gemeinsam kämpft. Dafür steht der Internationale Jugendverein“, so ein Auszug aus dem Grußwort.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Die Antworten auf die wachsenden Probleme müssen konkreter und greifbarer werden. Ein zentrales Anliegen der Versammlung war es daher, die politische Arbeit stärker an den alltäglichen Problemen auszurichten. Beschlossen wurde, die Arbeit in den Basisgruppen an Schulen, Hochschulen und in Betrieben zu intensivieren, konkrete Forderungen zu entwickeln und durch Aktionen sowie Veranstaltungen sichtbar zu machen. Auch soll die Nutzung basisgruppenspezifischer Publikationen – wie der „Campus Stimme“ – ausgebaut werden.

Darüber hinaus wurde beschlossen, die kulturelle Arbeit in die Stadtteile zu tragen und sie in die entstehende Stadtteilarbeit zu integrieren, um neue Jugendliche zu erreichen. Auch die Arbeit mit der Verbandszeitschrift Lautschrift soll gestärkt werden. Der neu gewählte Vorstand wurde beauftragt, Lesetreffen wiederzubeleben und die Lautschrift als zentrales Instrument politischer Organisierung in der täglichen Arbeit zu nutzen.

Zum Abschluss wählte die Versammlung einen siebenköpfigen Vorstand und Delegierte für die bundesweite Gründungskonferenz des Internationalen Jugendvereins Ende Mai. Mit neuen Ideen und gestärktem Rückenwind geht der IJV Frankfurt ins neue Jahr – fest entschlossen, das Motto der Konferenz in konkrete Praxis zu übersetzen. Denn: Jetzt ist die Zeit, aktiv zu werden!

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