Written by 11:23 HABERLER

Über den Tellerrand schauen!

 
Nicht selten liest man neuerdings die Wörter „Flüchtlingsproblem lösen“ in Kombination. Von Grundauf ausgrenzend und diskriminierend, wenn man sich die Wörter näher betrachtet, denn sie implizieren, dass die Individuen, die sich in der „Gruppe der Flüchtlinge“ befinden, das Problem seien. Sie stören, sie vergewaltigen, sie belästigen, bringen Kriminalität und kosten den Steuerzahler eine Menge Geld. Und nicht selten sind es Stammtischparolen ohne Substanz und erfassen nicht den Kern der Sache.
Denn vor allem sind die Flüchtlinge Menschen, die Hilfe benötigen, Menschen die fernab von Heimat und Familie Schutz und Frieden suchen, weil in ihrer Heimat keine Zukunft für sie möglich ist. Und nicht zuletzt sind unsere ach so häufig gepriesenen Werte wieder die Ursache für deren Flucht. Weil wir billige Klamotten und Lebensmittel haben möchten, lassen wir sie als kleine Kinder bereits mit Giften und ohne Arbeitsschutz arbeiten, wir beuten ihre Umwelt und Rohstoffe aus, vernichten ihre Wälder und Gewässer, damit unsere Geräte immer auf dem aktuellen Stand sind, unsere Waffen töten sie und unser Geld finanziert ihre Marionettenregierungen, die diese Stellvertreterkriege führen.
Aber Menschen mit einem begrenzten Blick auf Politik und Gesellschaft begreifen diese Zusammenhänge nur schwer; sie denken, dass sie auf was verzichten müssen, dass sie mit „dem Rest der Welt“ teilen müssen, dass ihre Autos, ihre Wohnungen, ihre Bananen in Gefahr sind. Sie übersehen aber den allgemein gültigen gesellschaftlichen Widerspruch: Bereits jetzt ist eine ungerechte Verteilung von Bildung, Gesundheit, Ressourcen, Wohlstand und Reichtum vorhanden, deren Ursache ganz und gar nicht die Flüchtlinge sind, sondern im Kern des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems liegt. Da muss man die Ursachen für Flucht und Kriege suchen, diese Machtfrage muss man stellen, und dann würde man schnell zum Schluss kommen, dass man nicht die Flüchtlinge als Feinde betrachten muss, sondern der Hauptfeind schon immer mitten unter uns war, dass unser Feind der Anlass war, warum diese Menschen zu uns kommen wollen und diese Menschen nichts von uns wollen, außer das Recht auf ein Leben, das unsere Gesellschaftsformation ihnen nicht gönnen will.
Soweit ist es schon gekommen, dass Horden von einer selbsternannten „Bürgerwehr“ der Partei „Die Rechte“ in Dortmund die Bahnen nach „kriminellen nicht-Deutschen“ durchsucht und Angst und Schrecken verbreitet, vor den Augen der Regierenden und Herrschenden. Denn diese brauchen diese falsche Kanalisierung gegen Flüchtlinge und nicht-Deutsche, damit ihre Herrschaftsverhältnisse unberührt bleiben. Und jedwede hohle Phrase gegen Flüchtlinge befestigt ihren Thron umso stärker.

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