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Vernichtung der Erde statt Profitverzicht

„Der Kapitalismus holzt den Baum ab, dessen Schatten er nicht verkaufen kann“. Diesen Spruch hatte ein kreativer Kopf an eine Wand gesprayt, als in der Türkei im Mai 2013 die „Gezi-Park-Proteste“ anfingen. Wie wahr der Spruch ist, sieht man jeden Tag mehr, wenn man sich die Erde und die Ausbeutung ihrer Rohstoffe anguckt. Wenn es Geld bringt, zählt weder Ethik noch Moral, es muss immer nur profitabel genug sein. AIDS könnte man heilen, wenn es denn Geld brächte, Nachhaltigkeit und Umweltauflagen sind nur lästige Hemmer des Profits und warum verzichten, wenn man eine Konsum- und Wegwerfkultur künstlich erzeugen und als unverzichtbar etablieren kann?

Warum wir über dieses Thema schreiben, wenn es doch brandaktuelle und relevante politische Entwicklungen im In- und Ausland gibt? Nun: Seit dem 2. Mai leben wir in Deutschland über unsere Verhältnisse. Was das heißt? Wir haben die Ressourcen, die uns für das Jahr 2018 zustehen, die uns unser Planet zur Verfügung stellt bzw. verkraftet, soweit verbraucht und leben nun auf „Ökopump“, d.h. auf Kosten folgender Generationen und vor allem des ärmeren und globalen Südens, die deutlich weniger verbrauchen, aber stärker von den ökologischen Folgen betroffen sind. Wäre der Ressourcenverbrauch der Weltbevölkerung so groß wie in Deutschland, dann hätte sie schon bis zu diesem Zeitpunkt die regenerierbaren Ressourcen verbraucht, die ihr für das gesamte Jahr zur Verfügung stehen. Um einen solchen Verbrauch nachhaltig zu decken, bräuchten wir dementsprechend drei Erden.

Der Tag zeigt, dass wir schnell unseren CO2-Ausstoß verringern müssen, der in Deutschland seit 2009 nicht mehr gesunken ist. Der „ökologische Fußabdruck“ der Menschen und der Wirtschaft hierzulande muss deutlich kleiner werden.

Der deutsche Erdüberlastungstag verdeutlicht die ökologischen Grenzen des Planeten und zeigt, wie immens diese in Industrienationen wie Deutschland überschritten werden. Die Folgen sind seit Jahrzehnten bekannt doch Rahmenbedingungen werden nicht geschaffen. Nicht zuletzt große Wanderungswellen und Fluchtbewegungen von Afrika nach Europa werden sicherlich noch folgen, wenn wir in Deutschland nicht auf unsere Lebensweise achten. Politische Beschlüsse und der Wille, sich der Raubtiermentalität von Konzernen und Monopolen wie VW, Nestle, RWE, Deutsche Bank oder BAYER entgegen zu stellen, müssen konsequent befolgt und umgesetzt werden. Dringende politische Handlungen müssten sein: Der Ausstieg von Kohle und Ausbau von erneuerbaren Energien, der Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehr –am besten Kostenlos für alle und auf Dauer-, Verbot von Rodung deutscher Wälder und keine Investition in die Rodung von Regenwäldern in Südamerika, um Futtermittel für deutsche Schweine zu produzieren. Wenn wir in Deutschland die Nahrungsmittelabfälle halbieren würden, könnten wir den Erdüberlastungstag um 11 zusätzliche Tage verschieben, die Halbierung von CO2 in Deutschland würde 90 Tage mehr bringen.

Richtig voran wird es aber gehen, wenn politische Weichen gestellt werden. Die Bundesregierung muss die entsprechende Rahmenbedingungen und Infrastruktur für ein ressourcenschonendes Wirtschaften schaffen. Sie muss die Energiewende und den Kohleausstieg genauso vorantreiben, wie einen Wandel im Bereich Verkehr und Mobilität. Wir haben nur eine Erde und der Kapitalismus würde sie eher vernichten, als auf Profitmaximierung zu verzichten. Sie für uns und unsere Nachkommen zu wahren und zu pflegen ist die gesellschaftliche Aufgabe, der wir uns stellen müssen.

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