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Viele Azubis arbeiten am Limit: DGB Jugend legt Ausbildungsreport 2025 vor

Hasan Bego

Trotz steigender Zufriedenheit sehen sich Auszubildende in Deutschland weiter mit erheblichen Problemen konfrontiert. Laut DGB—Ausbildungsreport 2025 können fast zwei Drittel nicht von ihrer Vergütung leben, ein Drittel leistet regelmäßig Überstunden. Unsicher bleibt zudem die Frage der Übernahme nach der Ausbildung. Die Gewerkschaftsjugend fordert deshalb eine grundlegende Verbesserung der Ausbildungsbedingungen.

Die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hat ihren Ausbildungsreport 2025 vorgestellt. Die Ergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild der Lage junger Menschen in der Ausbildung. Zwar zeigen sich die Auszubildenden insgesamt zufriedener mit ihrer Ausbildung, doch bleiben zentrale Probleme ungelöst.

Besonders deutlich wird das beim Thema Vergütung. Fast zwei Drittel der Befragten (62,8 Prozent) geben an, Probleme zu haben von ihrer Ausbildungsvergütung selbstständig leben zu können – ein spürbarer Anstieg gegenüber 2020. Rund jeder Achte (12,7 Prozent) arbeitet zusätzlich in einem Nebenjob. Die Ausbildungsvergütung reicht oft nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. Die Arbeitsbedingungen sind ein weiteres großes Problem. Regelmäßige Überstunden gehören für ein Drittel der Azubis weiterhin zum Alltag. Zudem berichten 14,7 Prozent, häufig oder immer ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen zu müssen. Regelmäßige Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten belasten die Azubis zusätzlich und mindern die Qualität der Ausbildung, weil Lerninhalte vernachlässigt werden und weniger Zeit für fachliche Anleitung bleibt.

Auch strukturelle Probleme des Ausbildungsmarkts hält der Report fest. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stagniert, während die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen steigt. Immer mehr junge Menschen gehen trotz großer Ausbildungsbereitschaft leer aus. Viele Unternehmen bilden schlicht nicht aus oder schaffen zu wenige Stellen. Von über 700.000 Ausbildungsinteressierten gelingt es nur zwei Dritteln, tatsächlich eine Ausbildung zu beginnen. Nach Einschätzung der DGB Jugend liegen die Nachwuchsprobleme der Betriebe nicht an einer angeblich ausbildungsunwilligen Jugend und auch nicht allein am demografischen Wandel, sondern vor allem an der fehlenden Ausbildungsbereitschaft vieler Arbeitgeber.

Dennoch zeigt der Report eine positive Entwicklung: 71,6 Prozent der Befragten sind mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden – ein Wert, der im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen ist. Doch beim Übergang ins Berufsleben ist die Unsicherheit groß. Viele wissen auch kurz vor dem Ende der Ausbildung nicht, ob sie übernommen werden – eine Situation, die für junge Menschen mit Blick auf ihre Zukunft enorme Belastungen bedeutet.

Die Gewerkschaftsjugend fordert daher grundlegende Reformen. Dazu zählen eine flächendeckende Ausbildungsgarantie, mehr bezahlbarer Wohnraum für Azubis, stärkere Mitbestimmungsrechte und eine garantierte unbefristete Übernahme bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildung. Dringend notwendig sei zudem eine Erhöhung der Mindestausbildungsvergütung auf mindestens 834 Euro, um die steigenden Lebenshaltungskosten abzufedern.

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