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Was bedeutet eigentlich Kanake?

Koray Bayhan
Das Wort „Kanake“ ist heutzutage so gut wie jedem bekannt. Als Beleidigung benutzen oftmals Jugendliche diesen Ausdruck gegenüber Personen, die aus dem mittleren Osten stammen oder bezeichnen sich selbst freundschaftlich untereinander als „Kanake“. Aber kaum einer weiß genau, was Kanake bedeutet, woher dieser Begriff tatsächlich kommt und dass er früher eine ganz andere Bedeutung hatte.

Der Begriff „Kanake“ kam ursprünglich aus dem Hawaiianischen und lautete „kanaka maoli“,
was übersetzt „Mensch“  heißt. Es war die Bezeichnung für die melanesischen Ureinwohner in Neukaledonien, im Südwestpazifik. Die Kanaka gibt es dort heute noch, in mehreren Stämmen mit ca. 25 verschiedenen Kanak-Sprachen. Diese Bedeutung hat mit dem heutigen Begriff herzlich wenig zu tun. Doch das Wort Kanake bekam im späten 19. Jahrhundert eine neue Bedeutung. Von deutschen Seemännern wurden ihre Kameraden aus Polynesien und Ozeanien als „Kannakermänner“ bezeichnet. Dies war jedoch keineswegs eine Beleidigung, ganz im Gegenteil, „Kannakermann“ war ein positiver Titel, da die Seeleute, die aus diesen Regionen kamen, den Ruf hatten, besonders fähig und treu zu sein. Daher wurde dieser Begriff schnell auch auf Personen europäischer Herkunft verwendet, als eine Art „Ehrentitel“ für besonders gute Kameraden. So entstand in Süddeutschland und Österreich vor dem Zweiten Weltkrieg der Spruch „alter Kanaker“ welcher die gleiche Bedeutung hatte, wie die norddeutsche Bezeichnung „alter Schwede“. Das ist allerdings immer noch weit entfernt von der Bedeutung, die dieser Ausdruck heutzutage hat. Erst in den 1970er Jahren wurde die Bedeutung des Begriffs „Kanake“ noch einmal umgekrempelt. Denn in den 70er Jahren begann die Zahl der Anwerbungen von Gastarbeitern aus dem Ausland zu steigen. Damals wurden
nur Italiener, Griechen oder Spanier als „Kanaken“ bezeichnet und so bekam der Begriff  seinen negativen Hintergrund. Heutzutage sind mit dem Begriff „Kanake“ meist Menschen mit arabischer, persischer, kurdischer, türkischer, süd- und südosteuropäischer Abstammung gemeint. Daher ist die benannte Volksgruppe, die mit diesem Ausdruck gemeint ist, nicht klar definiert und wird unspezifisch auf beliebige Ethnien angewandt.
In den 90er Jahren begannen jedoch Jugendliche, in dem Versuch durch Selbstbezeichnung dem Wort seinen herabwürdigenden Charakter zu nehmen, sich selbst als „Kanaken“ zu bezeichnen. Daher nennen sich Jugendliche, die sich als Teil der angesprochenen Gruppe fühlen, oft gegenseitig „Kanake“ und zwar im positiven Sinne. Jedoch wird diese Bezeichnung von Personen, die dieser Gruppe, im Auge des Angesprochenen, nicht angehören, immer noch als Beleidigung aufgefasst.

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