Dirim Su Derventli
Die Lücke zwischen Erwachsenen und der Jugend ist gewaltig und Unterschiede sind viele da. Trotzdem verstehen sich die meisten Jugendlichen mit Erwachsenen besser als je zuvor. Obwohl ihnen das Erwachsenwerden nicht eilt, sind die meisten Jugendlichen hinter einem hohen Schulabschluss und einer gesicherten Zukunft her. Sie denken zu wissen, was sie später im Leben erwartet und wollen bestmöglich vorbereitet in ihre Startlöcher. Dieses Wissen wird ihnen vor allem durch das Beobachten der Leben von Erwachsenen angeeignet. Sie sehnen sich meistens nach einem besseren Leben oder wollen ähnlich wie sie, gut durchdachte Entscheidungen fällen. Die Gemeinschaft zählt leider nur noch wenig, die Lösung wird individuell gesucht.
In einer Studie geben über 85 Prozent der Jugendlichen an, dass sie gern das Abitur machen wollen und fast 70 Prozent bejaht die Frage, ob ihnen gute Noten sehr wichtig seien. Grund hierfür sei laut den Wissenschaftlern nicht mehr „das Möchten“ von guten Zensuren und Leistungen, sondern das Gefühl der Pflicht danach. Dieses Gefühl wird vor allem von der Schule vermittelt. Konkurrenzkampf und enormes Lernen macht den Alltag der Jugendlichen aus. Aber auch die ständige Angst, die ihnen in der Schule vermittelt wird, ohne hohen Abschluss nichts im Leben je zu erreichen, sind Mittel zum Zweck. Allerdings prägt nicht nur Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren dieses Gefühl, sondern stellt auch für beinahe alle über 18 ein großes Problem dar. 25 sei das neue 18. Die auf die Jugendlichen zukommende Verantwortung scheint hierbei das größte Problem zu sein. Ausbildungen und Studien werden länger gezogen und an eine eigene Familie wird wenn überhaupt erst ab 30 gedacht. Es ist die Angst vor dem Leben selber, die sie davon abhält unabhängig zu sein. Während früher Schulabgänger von zu Hause auszogen, ihr Leben in die eigenen Hände nahmen, wohnen sie jetzt noch meistens bei den Eltern und leben nach ihrem Rat. Denn auch die Eltern spielen hier eine essenzielle Rolle: Wer zu sehr von der Außenwelt geschützt aufwächst, hat keine Chance, sich dieser entsprechend zu entwickeln. Unabhängigkeit und Selbstvertrauen wird nur schwierig aufgebaut. Aber auch Eltern die ständig unter Stress leiden und unzufrieden mit ihrer Arbeit sind, geben Jugendlichen das Gefühl länger für das Richtige suchen zu müssen. Zum einen ist es also der Wille nach einer gesicherten Zukunft, die nur durch einen hohen Abschluss erreichbar ist und zum anderen die Angst vor dem Scheitern, die die Jugendlichen scheinbar immer näher zu den Erwachsenen zieht. Von ihnen erhoffen sie sich nicht nur Unterstützung und Zuspruch, sondern halten sich an ihnen fest, um nicht zu schnell selber erwachsen zu werden.
Die Welt, der die Jugendlichen heute ausgesetzt sind, ist weder schlimmer noch einfacher als vorher. Jedes Zeitalter bringt seine Schwierigkeiten mit sich. Man kann also nicht behaupten, dass es an der schwierigen Zeit liegt, die Deutschlands Jugend belastet. Dennoch sehen sie sich gezwungen, das Beste aus sich zu machen, um sich ein standhaftes Leben aufbauen zu können. Und womit wird die Jugend auf diesem Weg konfrontiert? Burnout und psychotherapeutische Maßnahmen werden zur Alltagssache. Therapeuten sowie Wissenschaftler fordern daher die Altersspanne von 0-18 auf 0-25 zu erhöhen. Die Jugend sei in der Position, in der sie sich jetzt befinde, nicht mehr in eine einzuordnen, die sich auf ein unabhängiges Leben ab 18 einstellt. Viel mehr Hilfe, viel mehr Unterstützung und viel mehr Verständnis brauche sie, um auf dem Weg sich selber zu finden. Denn ihre Schuld ist es nicht. Es ist eben nicht mehr das Möchten, sondern das Pflichtgefühl, die den übertriebenen Perfektionismus in die Gehirne von klein auf einschweißt und auch später für eine akribische Lebensweise sorgt. Wären Konkurrenzkampf und fehlende Loyalität nicht das A und O am Arbeitsplatz heute, gäbe es auch sicherlich keinen Grund für diese Vorgehensweise.