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Weltweiter Protesttag gegen Gewalt an Frauen ONE BILLION RISING am 14. Februar

Der Tod der jungen Studentin Jyoti Singh Pandey im Dezember 2012 infolge einer brutalen Massenvergewaltigung sorgte weltweit für Empörung. Der grausame Fall war die Geburtsstunde des sogenannten „One Billion Rising Day“ am 14. Februar, der 2013 als weltweiter Streiktag in über 200 Ländern mit Veranstaltungen begangen wurde. In Deutschland hatten im vergangenen Jahr in über 190 Städten Frauen öffentliche Plätze besetzt – mit Tänzen, Kundgebungen und anderen Formen ihres „Streiks“. In Berlin protestierten 5000 Frauen und Mädchen tanzend gegen Gewalt an Frauen  – in Bremen waren es 1000, in München 800, in Köln 800, in Stuttgart 1000 und in Hamburg mehr als 400 Frauen und Mädchen.

Auch in diesem Jahr rufen die Initiatorinnen zum Protesttag auf. Das diesjährige Motto lautet: „Steht auf für Gerechtigkeit“ („rise4justice“). Auf ihrer offiziellen Internetseite (https://www.onebillionrising.org) heißt es dazu: „Gerechtigkeit kann viele Formen annehmen, wie z.B. eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung, Gesetze und politische Maßnahmen, die den Schutz der Frauen vor Gewalt garantiert. Sie kann ein Aufruf sein, die das Ende aller Formen der Ungleichheit, Diskriminierung und Frauenfeindlichkeit fordert (…) Wir wollen eine globale Diskussion anregen und von ihnen (Anm. Redaktion: von den Frauen) hören, wie Gerechtigkeit aussehen kann.“

Jedes Opfer ist zuviel – so prangern Frauenrechtsorganisationen seit Jahren die verheerende Gewaltspirale, in die Frauen täglich hineingedrängt werden. Immer einfacher lässt sich auch der Satz schreiben – „Immer mehr Frauen werden zu Gewaltopfern“. Doch, welche Gestalt nimmt diese Aussage im konkreten Leben an? Wie entblößt sie das Regelwerk in Gesellschaft und Politik, das keinen Schutz für ein freies und selbstbestimmtes Leben für Frauen und Mädchen garantieren will?

Die Geschichte von Amina
Die Geschichte der 16-jährigen Amina Filali aus Marokko liegt mehr als ein Jahr zurück. Doch eine aktuelle Aktion des weltweiten Kampagnen-Netzwerks „avaaz.org“ erinnert wieder an sie. Die 16-jährige Amina wurde 2011 mit ihrem Vergewaltiger verheiratet – zur Rettung der verlorenen Ehre der Familie. Denn der Artikel 475 im marokkanischen Gesetz gewährt einem Vergewaltiger eine Art „Wiedergutmachung“, wenn er sein Opfer heiratet. Die Familie und der Vergewaltiger einigten sich auf diesen Kompromiss und Amina wurde gezwungen, die Ehe einzugehen. Opfer und Täter wurden auf diese Weise „rehabilitiert“. Scheinbar. Nach 8-monatiger Ehezeit voller Gewalt und Erniedrigung, nahm sich Amina Filali schließlich das Leben. Ihr Tod wurde öffentlich und innerhalb weniger Stunden kam es zu landesweiten Demonstrationen. Amina wurde zur Ikone der Frauenrechtsbewegung. Ihre Geschichte legte den Grundstein für den Protest von Frauen für die Abschaffung des umstrittenen Artikels 475.

Gewalt gegen Frauen in allen Bereichen
Im Juni 2013 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Studie zum „epidemischen Ausmaß der Brutalität gegen Frauen“. Immer mehr Frauen sind Opfer von Gewalt. Mehr als bisher vermutet. Es passiert in allen Ländern, allen Kulturen und allen Schichten. Die Studie zeigt auf, dass weltweit ca. 35 Prozent aller Frauen – also, jede dritte Frau (!)-  körperlicher Gewalt ausgesetzt ist, wie Ohrfeigen und das Werfen von Gegenständen und massiven Faustschlägen, Fußtritten, Würgen und Verbrennungen und Bedrohung mit vorgehaltenen Schusswaffen. Viele Frauen beugen sich der Gewaltsituation, verschleiern aus Angst oder Scham ihr körperliches oder seelisches Leid. Deutlich zum Ausdruck kommt die Gewalt gegen Frauen in den noch immer geführten Kriegen in vielen Teilen der Welt, der weiter ansteigenden Armut, den Eingriffen in die Fruchtbarkeit,  der Immigrations- und Flüchtlingspolitik, den Ehrenmorden, den Nötigungen und Vergewaltigungen, der weiten Verbreitung von häuslicher Gewalt und auch dem Missbrauch von Frauen- und Mädchenkörpern.

Deutschland: Rund 40.000 Frauen und Kinder fliehen jährlich vor Gewalt
In Deutschland ist mindestens jede dritte Frau von Gewalt betroffen. Bei rund 42,2 Millionen Frauen in Deutschland sind mehr als 16 Millionen Frauen Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt geworden. (Quelle: Studie des BMFSFJ „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“, 2004) Jährlich fliehen etwa 40.000 Frauen mit ihren Kindern in Frauenhäuser. Doch nicht alle schutzsuchenden Frauen finden einen Zufluchtsort. 2011 konnten rund 9.000 Frauen von den Frauenhäusern nicht aufgenommen werden, weil diese schlichtweg überfüllt waren. Die politischen Verantwortlichen wehren sich bis heute gegen den Ausbau und der bedingungslosen Finanzierung von Schutzeinrichtungen.

Frauen wehren sich – weltweit
Der Anstieg von Gewalt und die zunehmende Ausbeutung des Körpers und der Arbeit der Frau mobilisierten in den letzten Jahren immer mehr Frauen. Der Kampf der Textilarbeiterinnen in Bangladesch gegen menschenverachtende Arbeitsbedingungen, die Proteste gegen das Verbot von Abtreibung in Spanien und in der Türkei sowie die lang anhaltenden Proteste gegen massenhafte Vergewaltigungen und Unterdrückung in Indien, sind nur einige Beispiele. Tausende Frauen in Deutschland nutzten letztes Jahr den globalen Streiktag, um ihren Protest gegen Gewalt an Frauen auf bedeutende Weise zu demonstrieren. Es ist davon auszugehen, dass der One Billion Rising – Day auch in diesem Jahr große Frauenmengen in lokalen Veranstaltungen zusammenbringen wird. Dafür spricht vor allem die Zahl der bisher angemeldeten Veranstaltungen vor Ort.

Sidar Carman

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