Written by 17:03 uncategorized

Wie ist Hooliganismus entstanden?

Bei der Herkunft des Begriffs „Hooligan“ gibt es große Uneinigkeiten. Doch die gängigste Theorie ist, dass der Begriff auf die irische Familie O’Hoolihan zurückgeht, die für zahlreiche Schlägereien in der Nachbarschaft berühmt gewesen sein soll. Ihren Ursprung hat die Hooligan-Bewegung in England. Schon im 19. Jahrhundert nahmen Fußball-Fans das Spiel als Anlass, gegen rivalisierende, benachbarte Orte anzutreten und den Stolz ihrer „Kommune“ zu verteidigen. Die Hooligan-Szene, wie wir sie heute verstehen, entstand erst Anfang der 80`er Jahre. Durch die fortschreitende Kommerzialisierung der Vereine und Profitversuche über die Zuschauer, machte es für radikale Fans immer schwieriger, sich mit ihren Vereinen zu identifizieren. Auch die Spieler, die für mehrere Millionen ständig ihre Mannschaften wechselten, erweckten Unverständnis. Hooligans sahen ihr Kampffeld nicht mehr im Stadion, sondern außerhalb: Sie begannen sich mit verfeindeten Clubs  in der Innenstadt oder in verlassenen Orten zu treffen, um dort ihren eigenen „Kampf“ auszutragen. Einen großen Beitrag zu dieser Radikalisierung trug auch die Polizei bei: Spezielle Polizeitruppen sollten gewalttätige Fans von den anderen trennen und versuchen zu verdrängen. Somit wurden die gewaltbereiten Hooligans aus dem Fußball verdrängt, doch das Problem blieb.

 

Warum ist die Hooligan-Szene für viele attraktiv?

„Hier geht es um Ehre, Stolz, Loyalität, Fanatismus, Liebe, Hingabe, Aufopferungsbereitschaft, Intensität, Identität, Emotionen, Enthusiasmus, Leiden, Glauben, Wille, Kampfbereitschaft, Geilheit, Stärke, Macht […] “ heißt es in einem Magazin der fanatischen Ultra-Fußballszene. Die Kameradschaft und Solidarität, die man sonst in der Gesellschaft nicht genießt, ist hier für viele Männer ein Grund in Hooligan-Vereine einzutreten. Bis in die 80`er waren es Männer aus ärmerer Herkunft, in England ist dies immer noch der Fall. In Deutschland hingegen ist dieser „Kult“ vor allem in höheren Schichten, bei gut ausgebildeten Männern aus bürgerlichen Verhältnissen vertreten. Diese suchen an ihren arbeitsfreien Wochenenden den besonderen „Kick“ und Abwechslung zu ihrem Alltag. Denn heute hat sich Fußball als Ganzes von einem Identifikationssymbol für sozial schwächere Menschen in eine Modeerscheinung und ein Symbol für ein soziokulturelles Image verwandelt. Der Erfolg des Fußballclubs spielt heute eine größere Rolle, als die lokale Zugehörigkeit.

 

Warum ist die Hooligan-Szene so gefährlich?

Hooligan-Vereine sind streng hierarchisch organisiert. Sie erwarten von ihren Mitgliedern bedingungslose Loyalität und Unterwürfigkeit. Und noch viel wichtiger: Die Entwicklung der Ausgrenzung der gewaltbereiten Fans durch staatliche Institutionen führte dazu, dass die militante Neo-Nazi Szene versuchte, davon zu profitieren. Auch wenn man in der Szene behauptet, man sei „unpolitisch“, ist ein Drittel der Hooligan-Szene in die rechtsextreme Szene integriert. Besonders in Ostdeutschland ist diese Entwicklung sehr gefährlich. Auf den Transparenten und Bannern der Fans der Lok Leipzig prangen Sprüche, wie: „Wir sind Lokisten, Mörder und Faschisten“ oder man beschimpft Spieler der Gegenmannschaft als „Juden“. Schon die polizeiliche Absicherung solcher Spieler in der Kreisliga können den Steuerzahler pro Spiel 50.000 Euro kosten. 2008 wurde erstmals eine rechtsextreme Hooligan-Band in Sachsen-Anhalt durch das Innenministerium verboten, doch die „Blue White Street Elite“ klagte gegen das Verbot und hatte Erfolg. Auch Todesopfer können die Folge des Hooliganismus sein: der 16-jährige Adrian Maleika war 1982 das erste und nicht das letzte Todesopfer.

 

Close