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„Wir sind das Stadtbild“ – Kundgebung gegen Rassismus und Spaltung in Frankfurt-Bockenheim

Am Dienstag, den 28. Oktober 2025, versammelten sich um 17 Uhr rund 500 Menschen an der Bockenheimer Warte in Frankfurt zu einer Kundgebung unter dem Motto „Wir sind das Stadtbild. DIDF Frankfurt und der Internationale Jugendverband Bockenheim hatten dazu aufgerufen. Dem Aufruf hatten sich im Vorfeld mehrere Frankfurter Vereine und Organisationen angeschlossen.

Die Veranstaltung war eine direkte Reaktion auf jüngsten Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz, der mit seiner Forderung nach mehr Abschiebungen betont hatte, auf diese Weise das Stadtbild „verbessern“ zu können. Die Teilnehmenden machten deutlich: Das Problem liegt nicht bei den Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern in den politischen und sozialen Missständen, die tagtäglich sichtbar sind.

In den Redebeiträgen wurde betont, dass die wahren Probleme des Stadtbildes an ganz anderer Stelle zu finden seien. Etwa bei Rentnerinnen und Rentnern, die Pfandflaschen sammeln müssen, weil ihre Rente nicht zum Leben reicht. Oder auch bei maroden Schulen sowie bei Kindern und Jugendlichen, die ihre Freizeit auf der Straße verbringen, weil es an Jugendhäusern und Freizeitangeboten fehlt.

Statt weiterer sozialer Einsparungen und der Aufrüstungspolitik der Bundesregierung forderten die Rednerinnen und Redner Investitionen in Bildung, Gesundheit und Soziales. Besonders hervorgehoben wurde die Notwendigkeit von mehr Frauenhausplätzen, gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, sowie einer verlässlichen Finanzierung im Gesundheits- und Bildungswesen.

Özgün Önal vom Frankfurter Jugendring machte deutlich, dass der Jugendring klar Stellung gegen Rassismus, Hetze und Spaltung beziehe. Sie kritisierte außerdem das politische System, das soziale Probleme verschärfe, anstatt sie zu lösen, und stellte klar, dass Migration nicht das Problem, sondern vielmehr Teil der Lösung einer offenen Gesellschaft sei. Bundeskanzler Merz stehe mit seiner spalterischen Politik nicht für das Land, das viele der Anwesenden sich wünschten.

Auch Ben Görgen von der IG Metall Jugend Frankfurt kritisierte die Rhetorik des Kanzlers scharf. Die Behauptung, man könne „sehen, wen man abschieben müsse, offenbare nicht etwa politische Stärke, sondern den Versuch, Verantwortung abzugeben und Sündenböcke zu suchen. Wer wirklich etwas für den Schutz von Frauen tun wolle, müsse für ökonomische Unabhängigkeit und starke soziale Strukturen sorgen, und nicht für Abschiebungen.

Doğuş von DIDF Frankfurt sprach über die sozialen Folgen der Politik der Bundesregierung. Das sogenannte „Stadtbild, das Merz beschwöre und das von Obdachlosigkeit und Armut geprägt sei, sei nicht das Ergebnis von Migration, sondern Ausdruck der politischen Versäumnisse der letzten Jahre. Die Strategie des Kanzlers, bestehe darin, die Wut der Menschen nicht gegen die Verantwortlichen, sondern gegeneinander zu richten.

Auch Gülşen von der Frankfurter Gruppe des Bundesverbands der Migrantinnen kritisierte die Äußerungen von Merz als durchsichtiges politisches Kalkül. Seine angebliche Sorge um Frauenrechte entlarvte sie als Heuchelei. Nicht Abschiebungen, sondern die konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention, eine solide Finanzierung von Gewaltschutzprogrammen und Investitionen in Bildung und Gesundheit seien notwendig, um das Leben von Frauen nachhaltig zu verbessern.

Tamina vom Internationalen Jugendverband (IJV) sprach über die konkreten Auswirkungen rassistischer Rhetorik auf junge Menschen. Viele Jugendliche, die ohnehin kaum Orte für Freizeit und Begegnung hätten, würden durch solche Aussagen zusätzlich stigmatisiert und angefeindet. Sie erinnerte zudem an die tödlichen Folgen von Hass und Hetze, etwa an das Attentat von Hanau vom 19. Februar 2020, und rief dazu auf, aktiv zu werden. Der Kampf gegen Rassismus und Nationalismus könne nur durch Solidarität und Zusammenhalt gewonnen werden.

 „Wir sind das Stadtbild: vielfältig, solidarisch, unteilbar.

Die Kundgebung war geprägt von großer Entschlossenheit  und Solidarität. Hunderte Menschen machten mit deutlichen Worten deutlich, dass Frankfurt für Vielfalt, Gerechtigkeit und Zusammenhalt steht – ein unübersehbares Zeichen gegen Rassismus, Ausgrenzung und soziale Spaltung. Es wurde deutlich, dass nun die Zeit ist, um gegen all diese Missstände aktiv zu werden.

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