Written by 07:00 NSU DAVASI

„Wir werden ihnen diesen Erfolg nicht gönnen, wir gehören hierher“

Der NSU-Prozess hat bereits vor vier Jahren begonnen. In diesen vier Jahren ist Vieles passiert. Der Nebenkläger beim NSU-Prozess, Alexander Hoffmann, hat unsere Fragen zum Prozess und den Fortschritten beantwortet!

Yücel Özdemir13

Wie ist der heutige Stand beim Prozess?

Leider nicht so, wie man es sich wünscht. Das hat vor allem den Grund, dass die Anklageschrift von Anfang an sehr beschränkt war und dadurch in vielen Punkten vieles nicht mehr möglich wurde. Das Gericht hat leider nicht die Größe, tatsächlich eine breitere Aufklärung in die Wege zu leiten, als diese von der Generalbundesanwaltschaft vorgegeben war.

Was war für Sie politisch und persönlich wichtig in diesem Prozess?

Aus meiner Sicht war das allerwichtigste, dass man verhindert, dass am Ende des Prozesses einfach nur rauskommt: Das waren drei Verrückte, die keinerlei Kontakte und Verbindungen hatten und dagegen kann man leider nichts machen. Wir wollten von Anfang an verhindern, dass die Geschichte so dargestellt wird. Wir wollten einerseits deutlich machen, dass das drei Menschen aus der organisierten Nazi-Szene mit vielen Kontakten und viel Unterstützung waren und andererseits haben wir betont, dass diese Morde zu verhindern gewesen wären, wenn der Inlandsgeheimdienst, der Verfassungsschutz und die Polizei, richtig gearbeitet hätten. Wir denken, dass das Grundkonzept des Verfassungsschutzes gar nicht darauf zielt, solche Straftaten zu verhindern.

Es sagten viele Zeugen vom Verfassungsschutz; Angestellte wie V-Männer, und auch von der Polizei aus. Sind das keine konkreten Beweise dafür?

Es gibt viele Beweise dafür, dass die Mitglieder des NSU sehr viele Verbindungen zu verschiedenen Nazigruppen hatten aber es gibt auch Beweise, das annähernd zwei Dutzend, also über zwanzig V-Leute des Verfassungsschutzes in der direkten Umgebung der NSU-Mitglieder aktiv waren.

Seit vier Jahren beobachten Sie den Prozess als Nebenkläger. Gibt es einen Moment für Sie, der den Prozess besonders kennzeichnet?

Es ist natürlich sehr schwierig, nur einen Moment als sehr bezeichnend zu beschreiben. Die absolut beeindruckenden Momente waren auf der einen Seite die Zeugenaussagen der Familienmitglieder Yozgat und auf der anderen Seite die Aussagen von zwei jungen Frauen, die in Köln bei dem Bombenanschlag verletzt wurden. Sie sagten, dass diese Verbrecher das Ziel verfolgen würden, dass sie Deutschland verlassen sollen. „Aber wir werden ihnen diesen Erfolg nicht gönnen, wir gehören hierher, wir werden unser Recht, hier sein zu dürfen, auch verteidigen.“ Das waren absolut bewegende und wie ich finde auch wichtige Momente.

In der Öffentlichkeit wurde zuletzt viel über Beate Zschäpes abhängige Persönlichkeitsstörung gesprochen. Wie sind ihre Einschätzungen dazu?

Diese Behauptungen, dass neun Psychologen ihr eine abhängige Persönlichkeitsstörung zusprechen, widerspricht allem, was wir in den vier Jahren von Zeugen, Freunden, Nachbarn und Bekannten über Beate Zschäpe gehört haben. Nicht ein einziges Mal gab es einen Hinweis auf das, was jetzt behauptet wird. Ich halte das für Scharlatanerie.

Wie geht es nun weiter?

Am 17. Mai soll die Frist ablaufen für neue Beweisanträge, wir nähern uns dem Ende. Mit ein bisschen Glück sind wir vor dem Sommer fertig, aber sehr lange wird es nicht mehr dauern.

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