Pınar Akı
Sind keine Räume vorhanden, so sehen sich Jugendliche gezwungen, auf die Straße beziehungsweise auf öffentliche Plätze auszuweichen oder sich eben selbst ein „kleines Reich“ zu schaffen. Deshalb haben Jugendhütten und Bauwagen insbesondere im ländlichen Raum zunehmend an Bedeutung als Cliquentreffs für Jugendliche gewonnen. Das informelle Treffen mit Gleichaltrigen außerhalb der Vereine und Verbände wird von den Jugendlichen als unverzichtbar angesehen. Da diese als Jugend-Treffs oft als Problem angesehen werden, werden immer mehr Bauwägen beseitigt und die Nutzung dieser verboten, so musste sich auch der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Landsberg mit ihnen befassen. Landrat Walter Eichner stellte fest, dass man derartige Wägen weder beantragen noch genehmigen könne. Sie werden schlicht und einfach nur geduldet. Aktuell gibt es im Landkreis Landsberg 58 erfasste Bauwägen oder sogenannte Jugendhütten. Nur 21 von ihnen werden geduldet, bei 13 läuft eine Anordnung auf Mängelbeseitigung, bei 7 wurde die Beseitigung angekündigt und 12 Bauwägen mussten beseitigt werden. Beim Rest ist noch offen, wie es weitergeht. Als ob es nicht reichen würde, dass immer mehr Jugendzentren geschlossen werden, wird den Jugendlichen nun auch die Alternative weggenommen.
Jugendliche treffen sich in den Bauwagen und Hütten, um unter sich zu sein. Sie möchten dort einfach gemeinsam ihre Freizeit verbringen, sich unterhalten, gemeinsam diskutieren, planen Musik hören und sich in jeglicher Hinsicht helfen oder unterstützen. Sie möchten sich aber auch im Gemeindeleben engagieren, sich an der Gestaltung von Gemeindefesten beteiligen, Festivals ausrichten und sich aktiv in der Jugendarbeit beteiligen.
Diese Art von Jugendtreffs sind selbstorganisiert, sie sind selbstverwaltet und liegen meistens weit abgelegen, am Rande von Ortschaften. Bauwagen und Jugendhütten entstehen meistens aus dem Mangel an attraktiven Treffpunkten für Jugendliche im Dorf oder in der Stadt heraus, verbunden mit dem Wunsch, etwas gemeinsam zu schaffen.
Sie müssen die Sache selbst in Angriff nehmen, einen Platz suchen und den Ausbau leisten und dabei auch viel Geld, Zeit und Kraft investieren, um die Hütten auf- und auszubauen oder den Bauwagen zu renovieren. In der Regel besucht solch einen Treff ein fester Kern von 10 bis 20 Jugendlichen. Meistens entwickelt sich daraus auch ein relativ offenes Angebot und junge Leute aus der ganzen Umgebung werden angezogen. Die Jungen und Mädchen wollen keine direkte Einmischung von Erwachsenen im Sinne von Bevormundung, sondern wollen Hilfen oder Ratschläge, die sie sich bei Bedarf abholen können. Sie möchten, dass das ungestörte Treffen mit Gleichaltrigen am Ort als wichtiges Bedürfnis von der Bevölkerung und der Gemeinde respektiert, anerkannt und gefördert wird. Die Eltern betrachten den Treff oft relativ positiv. Für sie ist wichtig, zu wissen, wo sich ihre Kinder aufhalten, dass sie den Ort und die anderen Jugendlichen kennen und sie einen Einblick in das Umfeld haben. Anstatt die Bauwägen zu „beseitigen“, müssen Kommunen, Länder und Bund für sinnvolle kulturelle, sportliche oder alternative Freizeitgestaltungsmöglichkeiten sorgen und den Jugendlichen Angebote anbieten.