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100 Jahre Hamburger Aufstand

Sophia Bardina

Zum 100. Jahrestag des Hamburger Aufstands hat die Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei (Arbeit Zukunft) einen Jubiläums- und Gedenkabend veranstaltet.

Der Abend fand im mut!-Theater Hamburg statt und wurde zuvor auf verschiedenen Kanälen beworben. Die erste Hälfte der Veranstaltung gab einen kurzen historischen Überblick über den Hamburger Aufstand. Im Anschluss wurde die Bedeutung des Aufstandes für heute herausgearbeitet: Wie sehen die Aufgaben für Kommunisten heute aus und was können wir vom Aufstand lernen?

Die zweite Hälfte des Abends verband das Gedenken an den Aufstand mit einem kulturellen Programm. In diesem Jahr fallen der 125. Geburtstag von Bertolt Brecht und der 60. Todestag von Nazım Hikmet zusammen. Mit Michael Weber, Schauspieler aus Hamburg, und Güney Özkılınç, Experte für Nazım Hikmet aus der Türkei, sollte ein Blick auf das Leben und Werk der beiden revolutionären Dichter geworfen werden.

Mit knapp 100 Gästen wurde in dem Gespräch einerseits herausgestellt, dass zwar dasselbe System nach wie vor herrscht und dieselben Widersprüche hervorbringt, die zur revolutionären Situation 1923 führten, jedoch die kommunistische- und Arbeiterbewegung in einer schwächeren Rolle ist und entsprechend wenig bewusster Klassenkampf von unten stattfindet, wobei er auch noch heute Aufgabe sei. Neben dem Lernen aus der historischen Niederlage der kommunistischen Bewegung muss vor allem die bewusste Teilnahme am Klassenkampf und seinen Teilbewegungen hervorgehoben werden. Jedoch nicht blind und isoliert, sondern immer mit der Perspektive, dass das Klassensystem wieder revolutionäre Situationen hervorbringen wird. Um in diesen auch eine revolutionäre Rolle spielen zu können müssen die Kommunisten schon jetzt mit dem ersten Schritt beginnen: dem Aufbau einer revolutionären Arbeiterpartei. Die Rolle der Partei für die revolutionäre Bewegung und vor allem ihre Abwesenheit ist auch heute der größte Mangel unserer Bewegung in Deutschland. Diese Partei aufzubauen ist die erste und wichtigste Aufgabe für Kommunisten heute.

Die zweite Hälfte des Programms fand auf Deutsch und Türkisch statt. Es wurde in das Leben von Nazım Hikmet und Bertolt Brecht eingeführt, wobei auch die Parallelen sowohl in der Lebensgeschichte sowie in der Dichtung hervorgehoben wurden. Beide widmeten ihr Werk dem revolutionären Kampf, beide litten unter Repression und Exil, aber in beider Kunst spielt die Hoffnung eine bedeutende Rolle. Neben einem interessanten Vortrag über das Leben von Nazım Hikmet, das mit einigen Gedichten untermalt wurde, wurden von Bertolt Brecht besonders Gedichte rezitiert. Das Kulturprogramm verdeutlichte die einfache Tatsache, dass der Klassenkampf auch eine kulturelle und emotionale Seite hat, und ergänzte das inhaltliche Gespräch um eine weiter motivierende Seite, wobei die geladenen Gäste eine große Bereicherung für das Programm waren.

Neben dem Programm im Saal gab es Getränke und Essen sowie Literatur zu kaufen und eine kleine Galerie im Foyer, die sich mit dem Hamburger Aufstand und Bertolt Brecht und Nazım Hikmet beschäftigte. Der gesamte Abend war eine Motivation und für uns ein Beispiel dafür, wie man das Gedenken an unsere Geschichte mit einer praktischen Perspektive für die Zukunft verbinden kann.

Foto: Yeni Hayat / Hamburg

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