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63 Millionen Mädchen können nicht die Schule besuchen

Eines der elementarsten Rechte, das es gibt, ist das Recht auf Bildung. Für uns scheint es unvorstellbar, nicht zur Schule gehen zu können. Was für uns völlig fremd ist, ist die Realität für Millionen von Mädchen auf der halben Welt. Der aktuelle Bildungsbericht der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) belegt dies. Demnach sind 63 Millionen Mädchen zwischen 6 und 15 Jahren, also 60 % aller Mädchen dieses Alters, von Bildung ausgeschlossen. Besonders betroffen sind Regionen wie die arabischen Länder, Afrika und Süd- und Westasien, verteilt auf über 200 Länder. So werden wohl auch 16 Millionen Mädchen zwischen 6 und 11 Jahren niemals Lesen und Schreiben lernen, während das „nur“ 8 Millionen, also halb so viele, Jungen betrifft. In den ärmsten Teilen der Welt haben besonders Mädchen und junge Frauen keinen Zugang zur Bildung, die sie eben aus dieser Armut herausholen könnte. Zu oft werden diese jungen Frauen zu früh schwanger. Laut der Stiftung Weltbevölkerung bekommt jedes 5. Mädchen unter 18 Jahren in einem Entwicklungsland ein Kind. Tausende sterben bei Komplikationen, weil diese Länder nur über mangelhafte medizinische Versorgungsmöglichkeiten verfügen. Mädchen sollen sich in diesen Fällen gar nicht bilden, sondern früh heiraten, Kinder bekommen und sich um diese und den Haushalt kümmern. Einer der bekanntesten dieser Fälle ist wohl der von Malala Yousafzai, die mit 15 Jahren von den Taliban, aufgrund ihres Engagements für Bildung, angeschossen und schwer verletzt wurde.

Bildung könnte der Schlüssel für viele Probleme sein, die die Frauen weltweit betreffen. So sind laut der Frauenrechtsorganisation „TERRES DES FEMMES“ 70 % der ärmsten Menschen Mädchen und Frauen. Sie arbeiten in Niedriglohnsektoren, Arbeitsrechte gibt es so gut wie nicht. In Gebieten mit bewaffneten Konflikten sind vor allem Frauen und Mädchen von Gewalt, Armut und Vergewaltigung betroffen. Daran ändert der Bildungsstand der Frauen primär nichts, jedoch spiegelt es gut die Situation wider, in der sich Millionen Frauen und Mädchen befinden. Als Mädchen wird ihnen die Bildung verweigert. Das führt unweigerlich zu früher Heirat und Schwangerschaft oder / und zur Beschäftigung in Textilfabriken oder ähnlichem, wo sie für einen Hungerlohn unter lebensbedrohlichen Bedingungen arbeiten müssen. Und bricht ein bewaffneter Konflikt oder Krieg in diesen Gebieten aus, was keine Seltenheit ist, sind sie die Hauptleidtragenden. Die „großen“ und „gütigen“ Weststaaten, die sich stets zu Bewahrern der Frauenrechte und Hort der Gleichberechtigung aufspielen, stacheln solche Situationen noch weiter an. So arbeiten viele Frauen in Fabriken, die großen Marken gehören und unsere Kleidung, Schuhe etc. herstellen, unter den schlimmsten Bedingungen. Billige Produktion geht hier über Menschenleben. Einschränkungen seitens der Industriestaaten gibt es nicht. Lieber stärken sie Terrorgruppen, wie den IS oder die Taliban, die anschließend kleine Mädchen erschießen, weil sie zur Schule gehen wollen. Das aus reiner Profit- und Machtgier. Nur um diese Mädchen anschließend der Welt vorzuführen und damit zu zeigen, wie „gut“ es uns doch hier in Europa gehe. Nein, Europa und Co. haben kein Interesse daran, dass Mädchen sich bilden – wenn überhaupt, dann nur, um sie anschließend als günstige „Fachkräfte“ ins eigene Land zu holen. Jedoch sind sie es, die diese Mädchen schließlich auf gefährliche Fluchtrouten schicken, wo sie ebenfalls missbraucht werden. Sicherlich sind Bildung und der Schulbesuch nicht die Lösung für all diese Probleme, doch können sie 63 Millionen Mädchen zumindest die Hoffnung auf ein besseres Leben, ohne Armut, Gewalt und Tod geben.

Alev Bahadir

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