Written by 08:00 DEUTSCH

ADIDAS VS NIKE

Flavio Lotz

Im März wurde bekanntgegeben, dass sich der deutsche Fußball-Bund (DFB) von dem Sportartikelhersteller Adidas trennen wird. Die Marke mit den drei Streifen aus Herzogenaurach bei Nürnberg rüstet seit über 70 Jahren die deutsche Nationalmannschaft aus. Ab 2027 wird jedoch der US-amerikanische Konzern Nike an die Stelle von Adidas rücken. Nach der Bekanntmachung war die Empörung bei vielen Fußballfans groß.

Viele Fans sehen in der Übernahme des Sponsorings von Nike ein „Einknicken“ des DFB gegenüber patriotischen und heimatbezogenen Werten, denn schließlich sei Adidas ein deutsches Unternehmen mit langer Tradition und die Spieler der Nationalelf sollten ja ein Logo eines deutschen Herstellers auf der Brust tragen. Natürlich spielen hierbei auch emotionale und kulturelle Werte eine Rolle, wenn in einem Land, indem Fußball bei vielen Menschen eine große Bedeutung hat, die deutsche Nationalmannschaft, die man seit Kindheit an in den schlicht gehaltenen weißen Adidas-Trikots mit schwarz-rot-goldener Verzierung kennt, den Ausrüster wechselt.

Schaut man sich die Statements deutscher Politiker von Linke bis CDU an bekommt man jedoch fast den Anschein als seien diese noch besorgter als ein paar Fußballfans mit Markenfetisch für deutsche Hersteller. Robert Habeck (Wirtschaftsminister, B90/DieGrünen) hätte sich „mehr Sportpatriotismus“ gewünscht, Karl Lauterbach (Gesundheitsminister, SPD) spricht gar von Heimatvernichtung und Bodo Ramelow (DieLinke) zeigte sich auf X ebenfalls empört. Doch solch deutliche Worte suchte man bei wirklichen Fußballskandalen, wie zu Katar und Co eher vergebens. Auch das Bündnis Sarah Wagenknecht widmete der Thematik einen Post indem von der Stärkung „unserer Wirtschaft“ die Rede ist und dass diese Prinzipien für den DFB wohl nicht gelten.

Der Wettbewerb zweier multinationaler Konzerne, welche im Rahmen eines profitorinerten Wirtschaftssystems, um einen Sponsoringdeal mit einem Fußballkonzern konkurrieren, wird hier schlichtweg genutzt, um eine moralische, patriotische und standortnationalistische Diskussion zu erzeugen. Der DFB ist nun einmal kein nach irgendwelchen heimatbezogenen Prinzipien agierender Verein, sondern mitverantwortlich für die Kommerzialisierung des deutschen Fußballs. Dass dieser ein besseres Angebot von Nike nicht ausschlägt, ist kein Skandal, sondern schlichtergreifend logisch. Ganz abgesehen davon, dass Adidas in Themen wie Kinderarbeit, Nachhaltigkeit und Arbeitnehmerrechten genauso ein profitorientiertes Unternehmen ist, wie die anderen auch.

 

Close