„Beim Passieren der türkisch-syrischen Grenze lassen türkische Soldaten al-Qaida-Mitgliedern freie Hand“. Diese Aussage stammt von Cemil Bozkurt, dem Vater von Idris Bozkurt. Dieser war vor einigen Monaten in seinem Dorf Rahmin in der Provinz rekrutiert und nach Syrien geschickt worden, wo er im Bürgerkrieg erschossen wurde. Der Vater sagte, der Dorfbewohner C.T. sei Vertreter von al-Qaida und habe seine beiden Söhne für die Organisation rekrutiert.
Die Mutter von Idris Bozkurt sagte, er habe unter dem Vorwand, in Istanbul eine Arbeit suchen zu wollen, das Dorf verlassen. Nachdem sie lange Zeit keine Nachricht von ihm erhalten habe, habe sie sich an C.T. gewandt. Dieser habe ihm gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen. Ihr Sohn würde den wahren Islam kennen lernen. „Später habe ich meine Suche nach meinen beiden Söhnen fortgesetzt und dabei erfahren, dass meine Söhne Idris und Cengiz in Istanbul-Sultanbeyli Seminare eines unter dem Namen Sadi Hoca bekannten Predigers besucht haben“, so die Mutter Etyemez Bozkurt.
„Sie zeigten uns sein Bild“
Nachdem sie den jüngeren Sohn und C.T. gedrängt habe, hätten diese ihr ein Handy-Foto gezeigt, auf dem Idris mit einem Gewehr bewaffnet posiert habe. „Daraufhin wollte ich nach Syrien aufbrechen, um meinen Sohn zurückzuholen. Mein Sohn Cengiz und C.T. haben mich zurückgehalten und mir versprochen, dass Idris nach dem Ende des Dschihads unversehrt zurückkommen werde.“ Kurze Zeit später habe sie die Nachricht von Tod ihres Sohnes erhalten. Nach Ansicht von Etyemez Bozkurt hat es al-Qiada auf kurdische Jugendliche abgesehen und auch viele von ihnen bereits rekrutiert.
„Sie passieren die Grenze bei Hatay“
Cemil Bozkurt berichtete, die Mitglieder von al-Qaida hätten in Dörfern im Kreis Muradiye ihre Camps aufgeschlagen und würden Broschüren unter jungen Dorfbewohnern verteilen. Nach dem Verschwinden seines Sohnes habe er C.T. kontaktiert und ihm gesagt, sich dem Dschihad anschließen zu wollen. Dabei habe er erfahren, dass man beim Überqueren der Grenze als Parole den Namen eines Dorfvorstehers in der Provinz Hatay nennen würde. Ein Jugendlicher, der von al-Qaida ausgebildet worden sei, hätte ihm erzählt, dass man versucht hätte, auch ihn nach Syrien zu schleusen. „Zunächst hat man uns militärisch und politisch ausgebildet. „Ein Dorfvorsteher in der Provinz Hatay hätte sie bis zur Grenze begleitet. Ein Soldat hätte sich ihnen mit angelegtem Gewehr genähert und sie passieren lassen, nachdem sie das vereinbarte Zeichen gezeigt hätten. Alles geschieht an der Grenze.“ Cemil Bozkurt berichtete weiter, er habe den Schleusern die persönlichen Daten seines Sohnes mitgeteilt. Seine Aussage, alles passiere an der Grenze mit Wissen und Zustimmung staatlicher Stellen von hochrangigen Armeevertretern nicht dementiert worden.