Written by 12:43 uncategorized

Amadors und Marcela Rosen (2012)

Als bolivianische Einwanderer hausen Rosenverkäufer Nelson und seine Partnerin Marcela in einer schäbigen Einzimmerwohnung in Madrid und leben in permanenter Geldsorge. Marcela ist recht unglücklich mit ihrer Lage und will fort. Doch als sie von ihrer Schwangerschaft erfährt, entscheidet sie sich, bei ihrem Geliebten zu bleiben. Zunächst aber verheimlicht sie dem achtlosen Nelson ihre Situation, der wegen seines Traums vom eigenen Blumenladen blind für alles andere ist. Als dann auch die Geldsorge nicht kleiner wird, sucht Marcela sich schließlich einen Job und wird über den Sommer Pflegerin eines bettlägerigen, alten Mannes namens Amador. Anfangs ist die Beziehung zwischen Marcela und Amador recht oberflächlich. Der alte Mann ist tagein tagaus mit seinem riesigen Puzzle beschäftigt, das aus Wolken besteht, die sich auf der Meeresoberfläche spiegeln und dessen symbolische Bedeutung erst später deutlich wird. Doch mit der Zeit sprießt sich eine starke Freundschaft zwischen dem weisen Mann und der bedrückten jungen Frau. Aber bald verstirbt Amador auch schon. Doch gerade jetzt kann Marcela nicht auf das Geld verzichten, da ihr Kleines bald auf die Welt kommen wird. So lässt sie Amador für alle anderen vorerst weiterleben, auch wenn die Wohnung mittlerweile ziemlich streng riecht.

Seinem Ruf als spanischer Ken Loach ergänzt Fernando Leon de Aranoa nach „Montags in der Sonne“ und „Princeas“, indem er seinem Sozialrealismus eine Prise schwarzen Humor hinzufügt und das Ganze in eine ruhige, unaufdringliche Erzählart einpackt. Genauso bleibt er auch in diesem Film seinem ausgeprägten Interesse für soziale Probleme treu. Denn mit seiner Protagonistin Marcela (Magaly Solier) erzählt der spanische Regisseur die Geschichte der Selbstfindung einer Frau unter prekären Lebensbedingungen. Anfangs will Marcela nämlich aus ihren Verhältnissen ausbrechen, die ihre Träume nicht erfüllen. Doch genau dann entdeckt sie ihre Schwangerschaft und muss wieder zurück, schweigt jedoch gegenüber ihrem Freund. Nur Amador ist es, welcher der jungen, aber umso verzweifelten Frau ein wenig Farbe ins Leben bringen kann. Während eines Gesprächs vergleicht Amador das Leben mit dem Puzzle, dessen individuell verschiedene Teile jeder selbst für sich richtig zusammensetzten muss. Ein andermal deutet er seinen baldigen Tod an und bittet Marcela seinen Platz für ihren Kleinen freizuhalten. Dieser Tausch von Leben und Tod setzten eine Art Gegengewicht zur sozialen Überlebensnot der noch nicht vollkommenen kleinen Familie Marcelas. Unterstrichen wird dies nochmal mit der schwarzhumorigen Note, als Amador stirbt und Marcela unter Gewissensbissen ihren Dienst mit der Leiche vortäuscht, um weiterhin Geld beziehen zu können. „Es geht darum, wie das Leben und der Tod dazu gezwungen sind, zu koexistieren“, sagt der Filmemacher dazu. So scheint es auch am Ende für den Zuschauer zu sein: Denn Marcelas Beweggründe werden vom Publikum akzeptiert – trotz ihrer unkonventionellen Vorgehensweise – und sie verliert in den Augen der Zuschauer nichts von ihrer Mitmenschlichkeit.

Close