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An den Krediten für Griechenland haben sie gut verdient

Georgios Mantikos ist Sprecher der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) in Deutschland.

In Griechenland protestieren die Menschen seit Wochen gegen die von der EU aufgezwungenen Verordnungen. Was ist der letzte Stand der Dinge?
Die Maßnahmen der griechischen Regierung haben die Unzufriedenheit in der Bevölkerung gesteigert. Die Streikaktionen im Land werden immer mehr von Gewerkschaftsorganisationen unterstützt. Gleichzeitig sind mehr Menschen an den Streiks beteiligt.

Bei diesen Aufständen gibt es hauptsächlich zwei Seiten. Einmal eine konsequente klassenkämpferische Richtung, die andere ist die offizielle Arbeitergewerkschaft und die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes. Sie wollen die Aktionen bremsen, um der Regierung nicht in den Rücken zu fallen. Angesichts der zwei unterschiedlichen politischen Positionen innerhalb der Proteste und der wachsenden Unruhe in der Bevölkerung kann man die Situation als ein Kampf bezeichnen.
Doch an den Aktionen der klassenkämpferischen Gewerkschaft PAME beteiligen sich zunehmend mehr Menschen. An dem letzten Streik, am 15. Mai 2010, haben sich 100.000 Menschen beteiligt. Gleichzeitig gab es in 70 weiteren Städten Kundgebungen.
Was fordert ihre Partei, die KKE?
In erster Linie fordern wir, dass die Kürzungsmaßnahmen der Regierung widerrufen werden und die Reichen die Krise bezahlen sollen. Des Weiteren hat unsere Partei ein Programm mit Forderungen aufgestellt. Diese sind:
Ein Mindestlohn in Höhe von 1.400 Euro, eine Mindestrente, die Herabsetzung des Rentenalters bei Männern auf 60, bei Frauen auf 55 Jahren, Senkung des Renteneintrittsalters bei schweren und gesundheitsschädigenden Arbeiten, keine Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse und 35 Stunden-Wochen.
Was hat zu dieser Krise in Griechenland geführt? In Spanien und Portugal sind ebenfalls solche Entwicklungen zu beobachten.
Erstmal muss erwähnt werden, dass es viele Ursachen gibt, die zu einer Krise geführt haben. Doch zusammenfassend kann man sagen, dass der wesentliche Grund das bestehende Wirtschaftssystem innerhalb der gesamten EU ist. Es ist eine Überproduktionskrise, welches dazu geführt hat, dass die Kaufkraft der Bevölkerung reduziert wurde. Somit sind die Produkte nicht verkauft worden.
Politiker  und Medien sprechen von einer „Hilfe“ für Griechenland, was in Wirklichkeit ein Kredit ist. Waren es nicht ähnliche Kredite, die Griechenland in diese Krise geführt haben?
Unsere Regierung machte sich in der Vergangenheit Gedanken darüber, wo man günstige Kredite bekommen kann. Dabei kamen die EU und der Internationale Währungsfonds in Frage. Beide haben eine Kreditrate von etwa 5 Prozent aufgestellt. Andere Länder wie Thailand, Brasilien usw. bekommen Kredite mit einem Zinssatz von 3,8 Prozent, d.h. an den Zinsen der Kredite, die sie Griechenland gegeben haben, haben sie gut verdient.
In Deutschland wurde im Vorfeld in den Medien eine Hetzkampagne gegen Griechenland geführt. Da wurde unter anderem verbreitet, dass die Griechen faul seien oder nicht mit Geld umgehen könnten. Wie haben sie das aufgenommen?
Das sind Angriffe auf die Errungenschaften der Arbeiterklasse. Da wurde behauptet, dass ein griechischer Arbeiter mit 40 Jahren in Rente geht und 2.000 Euro Rente kassiert, was völliger Quatch ist. Die durchschnittliche Rente in Griechenland beträgt 650 Euro. Wenn man die Lebensverhältnisse in Griechenland und Deutschland vergleicht, stellt man fest, dass man mit 650 Euro nicht leben kann.

Gibt es internationale Solidarität und Unterstützung für den Kampf der griechischen Arbeiter?
Wir kriegen Resolutionen aus der ganzen Welt. Viele Nationen haben Grußworte auf unseren Kundgebungen gehalten. Es gibt eine breite Solidarität aus der ganzen Welt.

Kurtuluş Mermer

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