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Angriff auf Kurden in Belgien nach Besuch vom türkischen Außenminister

Eren Gültekin

Am Sonntag, den 24. März, fanden die Newroz-Feierlichkeiten in der belgischen Stadt Löwen statt, bei denen rund 5.000 Menschen zusammenkamen. Anschließend kam es zu einem Lynchmob gegen Kurden, als die Fahrzeuge mit Festteilnehmern in die rund 50 Kilometer entfernten Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder zurückkehrten. Das Ergebnis: Mindestens sechs Menschen befinden sich im Krankenhaus, zum Teil auch schwer verletzt.

In den sozialen Medien, wie X, konnte man anhand sehr schnell verbreiteter Videos sehen, dass es von Anhängern der Grauen Wölfe Aufrufe gab, was dazu führte, dass sich ein angeblicher Protest in einen gewalttätigen Mob verwandelte. Die Teilnehmer der Newroz-Feierlichkeiten wurden anhand ihrer Symboliken erkannt und daraufhin aus ihren Autos gezerrt und verprügelt, ihre Autos wurden demoliert. Es kam sogar zur Versammlung vor einem Wohnhaus einer kurdischen Familie, wo die Menge Wolfgrüße skandierte und rechte Parolen rief, in dem Versuch, das Haus in Brand zu setzen.

Der Vizebürgermeister von Heusden-Zolder, Yasin Gül, sprach am gleichen Abend gegenüber dem Sender CNN Türk und rechtfertigte diesen Mob damit, dass „natürlich die nationalen und religiösen Empfindlichkeiten in dieser Region sehr hoch sind. Deshalb konnten unsere Bürger angesichts einer solchen Provokation nicht schweigen.“ Bekannt ist, dass Gül selbst 2019 wegen seiner Nähe zur türkischen faschistischen Bewegung der „Grauen Wölfe“ aus der flämischen Christdemokratie (CD&V) ausgeschlossen wurde. Auch der Bürgermeister von Houthalen-Helchteren, Alain Yzermans, gab eine sehr fragwürdige Erklärung für die Geschehnisse ab. Seiner Meinung nach war es die Antwort seitens der türkischen Rechten auf den Angriff auf einen türkischen Jugendlichen durch Kurden, der zuvor seinen Protest gegen die von den Newroz-Fest-Teilnehmern zurückkehrenden Kurden geäußert hatte. Diese beiden Äußerungen von den jeweiligen Vertretern der Gemeinden verdeutlichen offen, wie Rechte ohne Bedenken ihre Gewalt in Europa ausüben können. Es ist seit langem bekannt, dass Menschen aus dem Umkreis der türkischen „Grauen Wölfe“ in Europa ihren Einfluss ausweiten können. Deshalb wird in Zukunft ein solcher Lynchmob keine Seltenheit sein, wenn nicht gegen diesen Einfluss vorgegangen wird.

Die der AKP nahe stehende Struktur in Deutschland, die „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch (DAVA)“, die sich Anfang des Jahres gegründet hat und bei den Europawahlen antreten möchte, veröffentlichte zu den gewalttätigen Ereignissen in Belgien eine Erklärung. Darin erwähnt sie keinerlei Schuld von türkischen rechten Strukturen in Europa, sondern kriminalisiert offen Kurden in Europa und malt ein stark verzerrtes Opferbild. So seien die Betroffenen in Belgien die türkischen Gemeinden, weshalb sie Veranstaltungen zum Ramadan pausierten. Es ist auch auffällig, dass all dies wenige Tage nach dem Besuch des türkischen Außenministers und ehemaligen MIT-Geheimdienstchefs Hakan Fidan geschah, der am 21. März in Belgien war. Er traf sich auch mit Vertretern von türkischen Organisationen. Faschistische Strukturen, wie die „Grauen Wölfe“ und erneute Versuche mit einer Partei, wie DAVA, zeigen, dass die türkische Regierung bestrebt ist, ihren Einfluss weiter zu intensivieren und einen Keil zwischen die hier lebenden Migranten zu treiben.

 

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