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„Babo“ ist Jugendwort 2013

Suphi Sert

Irrtümlicherweise geben Medien an, dass nach Yolo, Swag, Niveaulimbo, hartzen und Gammelfleischparty dieses Jahr der türkische Begriff „Babo“ ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Jugendlichen in der Bundesrepublik steht. Als Jugendwort des Jahres 2013 wurde „Babo“ mit 48% von der Online-Plattform jugendwort.de als unangefochtener Favorit gewählt. Vielen bereitet dieser Umstand jedoch Sorge, da ausgerechnet ein angeblich türkischer Begriff sich im Wortschatz der Jugend in Deutschland zum beliebtesten Wort etabliert habe. Wir könnten auch sagen, eine gegenseitige sprachliche Integration? Die Sprache entwickelt sich also doch fort und zu den Anglizismen reihen sich jetzt Türkizismen ein?!

Die Jugend hierzulande verwendet das Wort „Babo“ als Synonym für Boss, Chef, Anführer oder „coole“ Sache. Übersetzt man das Wort tatsächlich ins Deutsche, dann bedeutet es lediglich Papa und kommt ursprünglich aus dem Zazaischen, also nicht Türkisch.

Das Jugendwort des Jahres soll zeigen, wie sich Jugendliche mit ihrem Sprachgebrauch von den Erwachsenen abgrenzen und welche die beliebtesten Begriffe unter ihnen darstellen. Hierzu können Jugendliche ihre Lieblingswörter auf einer Homepage einreichen und ab Mitte des Jahres unter 30 Wörtern Abstimmen und am Ende werden die 15 bestplatzierten einer Jury vorgelegt. Diese Jury bewertet die Wörter nach ihrer Kreativität, Originalität und dem Verbreitungsgrad, zudem auf gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse. Iniziiert wird diese Wortwahl im Sprachgebrauch seit 2008 von der Langenscheidt GmbH & Co. KG und wird von der Jugendmesse YOU, der Jugendzeitung YAEZ und der Zeitschrift Mädchen unterstützt. Das Wort „Babo“ konnte sich hierbei gegen fame (super), gediegen (lässig), in your face (Dir hab ich’s gegeben!) und Hakuna matata (Es gibt kein Problem) behaupten.

Natürliche Integration

Das Jugendwort 2013 kann tatsächlich als eine natürliche Integration aufgefasst werden, da der Sprachgebrauch unter Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund sich im alltäglichen Leben gegenseitig beeinflusst. Wem nicht gefällt, dass eine gemeinsame Sprache ein Indiz für „gelungene Integration“ darstellt, der sei auf die Wissenschaftler der Universität Potsdam verwiesen. Der Einwanderer Slang der dritten Generation oder aber auch bestimmte Ausdrücke kommen immer häufiger unter deutsch-sprachigen Jugendlichen vor. Unter Jugendlichen sind dies oft türkische Ausdrücke. Es wird einfach mit in den eigenen alltäglichen Sprachgebrauch eingebaut. Entgegen den Vorurteilen sprechen aber auch die meisten Grundschulkinder mit Migrationshintergrund zuhause Deutsch.

Der Alltagsjargon der heutigen Jugend ist somit vielsprachig geprägt, bemerkenswert fand dies auch die Jury des Langenscheidt-Verlags. Auch wenn nicht alle Jugendlichen eine solche Jugendsprache benutzten, ist allerdings klar, dass immer mehr deutsche Jugendwörter einen türkischen oder arabischen Ursprung haben.

 Die Zweisprachigkeit, auch Code-Switching genannt

Viele Jugendliche aus der dritten Migrationsgeneration bauen aber nicht nur einzelne Wörter wie Beispielsweise „Babo“ in einen deutschen Satz ein, sondern fangen in der einen Sprache an und beenden den Satz mit der anderen. Dieses Code-Switching hat natürlich immer verschiedene Gründe. Sei es, dass man mal ein Wort in der einen Sprache vergessen hat oder aber weiß, der gegenüber würde es nur so verstehen und man kann natürlich mit dem Sprachwechsel einem Satz auch Nachdruck verleihen oder zeigen „ich gehöre auch dazu“ und viele weitere Gründe. Daher brauchen Kinder, die zweisprachig aufwachsen eine besondere Unterstützung, um ihre sprachlichen Fähigkeiten bestmöglich auszubauen. Wichtig ist hierbei, dass man eine Sprache gut beherrscht, um seine sprachlichen Fähigkeiten in anderen Sprachen auszubilden.

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