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Bertelsmann Studie: Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft

Eren Gültekin

Die Bertelsmann-Stiftung hat am 25. April Ergebnisse einer Studie unter dem Titel „Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft“ veröffentlicht. Für die Studie wurden mehr als 5.000 Menschen befragt.

Die Studie zeigt, dass Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Hautfarbe oder Religion in Deutschland weit verbreitet ist. Über die Hälfte der Befragten gab an, schon einmal diskriminiert worden zu sein. Besonders fällt die Betroffenheit unter Muslimen und schwarzen Menschen auf.

Laut der Studie haben die Diskriminierungserfahrungen starke Auswirkungen auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen. Viele Befragte gaben an, dass sie sich aufgrund von Diskriminierungserfahrungen in der Öffentlichkeit unsicher fühlen und ihr Vertrauen in die Gesellschaft verloren haben.

77 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung interessieren sich sehr oder etwas für das Thema Gleichbehandlung. 66 Prozent der Befragten stimmen der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass Antidiskriminierungspolitik langfristig dazu führt, dass es allen in der Gesellschaft besser geht. Von den Befragten mit Migrationshintergrund gibt jeder Dritte (35 Prozent) an, in den letzten 12 Monaten Diskriminierung aufgrund der Herkunft oder aus rassistischen Gründen erlebt zu haben, während 28 Prozent angaben, Diskriminierung wegen der Religion oder Weltanschauung erlebt zu haben.

Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) ist der Ansicht, dass Menschen, die als fremd wahrgenommen werden, stark oder sehr stark diskriminiert werden. Im Vergleich zu 2008 hat sich die Wahrnehmung von rassistischer Diskriminierung um 18 Prozentpunkte erhöht. Eine Mehrheit der Befragten (56 Prozent) sieht die Verantwortung zur Bekämpfung von Diskriminierung bei der Politik. 87 Prozent der Befragten beurteilen Aufklärungsarbeit in Schulen als wichtige oder sehr wichtige Aufgabe des Staates zur Bekämpfung von Diskriminierung.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Diskriminierung auch auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle spielt. Menschen mit Migrationshintergrund haben oft schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und verdienen weniger als Menschen ohne Migrationshintergrund. Das gleiche gilt auch für den Wohnungsmarkt.

Kurzgefasst könne man sagen, dass es erschreckend ist, dass die Zahl der Diskriminierung erhöht ist. Aber umso wichtiger ist es auch zu erkennen, dass die Problematik für das Thema Rassismus und Diskriminierung von der breiten Gesellschaft wahrgenommen wird. So kann man gleichzeitig auch einen Erklärungsansatz in der starken Zunahme im Vergleich zu 2008 sehen: möglicherweise erlebten auch 2008 bereits eine ähnliche Zahl von Menschen Diskriminierung, aber es war in unserer Gesellschaft noch nicht annährend so ein Thema wie heute. Diskriminierung wurde in vielen Fällen gar nicht immer sofort als solche wahrgenommen und benannt, wie es heute der Fall ist.

Gleichzeitig wurden in den letzten Jahren von der Politik und den Medien Ereignisse, wie z.B. die Silvesternacht 2022 auf 2023, aufgegriffen und eindeutig rassistische Stimmung erzeugt. Diese Stimmung, die auch in den darauffolgenden Tagen und Wochen gezielt gegen Menschen mit Migrationshintergrund verbreitet wurde, schafft eben diesen Nährboden.

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