Written by 11:29 HABERLER

Chefbesuch bei Krankmeldung

Ich arbeite in der Leihfirma Faurecia. Wir werden eingesetzt bei den Fordbetrieben in Köln und stellen Fahrzeuge her.

Nachdem ich in der letzten Ausgabe dieser Zeitung einen Leserbrief eines Arbeitskollegen von Ford mit der Überschrift „Bei Ford werden kranke Arbeiter aussortiert“ las, entschied ich mich dafür, nun diesen Brief zu verfassen.

Bei Faurecia werden bei Krankheitsfällen nämlich ähnliche Methoden angewandt. Anscheinend hat Ford den Leihfirmen Anweisungen gegeben, den Druck auf ihre Arbeiter und Angestellten zu erhöhen, um dann wiederum bei den eigenen Arbeitern ernsthaft Druck aufbauen zu können.

Dabei kann ich aus eigener Erfahrung berichten:

Als ich mal in der Nachtschicht war, ging es mir gegen Ende meiner Schicht, um ca. 4:30 Uhr nicht mehr so gut. Ich musste die Arbeit frühzeitig verlassen und ging am gleichen Morgen zum Hausarzt und wurde krankgeschrieben. Zwei Tage später kamen der Personalchef und der Abteilungschef zu mir nach Hause.  „Was hast du?“, war deren Frage.

Ich gab ihnen zu verstehen, dass ich krank bin. Als Personalchef und als Manager kämen sie angeblich zu mir, um mich nach irgendeinem Problem zu fragen? Ein bisschen verwunderlich fand ich das ganze schon! Denn ich bin seit Jahren Beschäftigter dieser Firma und noch nie kam jemand auf mich zu und hat gefragt, ob ich Probleme in der Firma habe.

Nach einem kurzen Gespräch verabschiedeten sie sich mit einem „Gute Besserung“.

Kurz da drauf bekam ich einen Brief vom Personalchef, in dem mir ein Termin vorgeschlagen wurde, um „Lassen Sie uns über Ihre Krankheit sprechen“. Nach Absprache mit dem Betriebsrat entschied ich, zu diesem Gespräch nicht zu erscheinen. Auch der Betriebsrat hatte die Firma telefonisch darüber informiert, dass dieser Termin nicht verpflichtend sei.

Nachdem ich wieder die Arbeit aufnahm, ging es damit los, dass sie anfingen, um mich herumzuschleichen, mich zu verängstigen und meine Arbeit häufig zu kontrollieren.

Vor einigen Tagen wurde einer meiner Arbeitskollegen morgens krank, meldete sich telefonisch krank, ging zum Arzt. Als er noch auf dem Weg zur Post war, um seine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu schicken, informierte ihn seine Frau darüber, dass Besuch  für ihn gekommen sei. Keine zwei Stunden waren vergangen, kam schon „Besuch“. Wer der Besuch war und was die bezwecken, ist klar auf der Hand: Sie wollen uns unter Druck setzen und uns Angst einjagen…

 

Ein Arbeiter von Faurecia

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