Die Grundschullehrerin Ayşe Çelik erfuhr in diesen Tagen am eigenen Leib, welchen Preis ein Mensch bezahlen muss, wenn er ein Ende der Morde an Kindern fordert. Weil sie sich vor zwei Jahren während einer Livesendung telefonisch zu Wort meldete und den Wunsch äußerte, die Morde an Kindern in kurdischen Städten sollten beendet werden, wurde sie zu einem Jahr und 15 Monaten Haftstrafe verurteilt.
Ihre Äußerungen bei der Liveschalte würden nach Ansicht der 2. Strafkammer des Istanbuler Regionalgerichts den Straftatbestand der Terrorpropaganda erfüllen. Bei ihrer Kritik am Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte in den kurdischen Städten habe sie bewusst außer Acht gelassen, dass die türkische Armee äußerst behutsam mit der Zivilbevölkerung umgegangen sei. Die zu beklagenden zivilen Todesopfer seien auf die PKK zurückzuführen, die die Bevölkerung als Schutzschild missbraucht habe. Dies alles habe Ayşe Çelik verschwiegen.
Çelik ist derzeit im dritten Monat schwanger und wird ihr Kind nach diesem Schuldspruch in Haft zur Welt bringen. Sie erklärte, sie bereue ihre Aussagen nicht. Sie habe damals auch viel Zuspruch erfahren. Sie glaube nach wie vor, dass es kein Verbrechen, sondern ihre Pflicht sei, für das Ende der Morde an Kindern einzutreten.