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Diskriminierungserfahrung bei der Jobsuche

Gamze Karaca

Dass Menschen mit Migrationsgeschichte Benachteiligungen während der Bewerbungsphase erfahren, ist zwar nichts Neues, dennoch immer wieder erschütternd, wenn vor allem junge Menschen nach wie vor eine Absage aufgrund ihres Namens, ihrer Herkunft oder Religion erhalten. Diesen Umstand wollte das Online-Jobportal Indeed näher untersuchen und startete daher eine Umfrage, bei der 502 Arbeiter mit Migrationsgeschichte teilnahmen.   

Für ihre Studie ,,Gleiche Chancen für alle?“ fragten Analysten von Indeed die Teilnehmenden nach ihrer Wahrnehmung von Diskriminierungserfahrung am Jobmarkt. Die Ergebnisse lassen aufhorchen und zeigen erneut, wie allgegenwärtig Diskriminierung im Leben von betroffenen Menschen innerhalb unserer Gesellschaft ist. 

Demnach fühlen sich 53 Prozent der Teilnehmenden im Arbeitsleben benachteiligt. Der Start in den Beruf stellt für viele bereits eine Hürde dar: 16 Prozent der Befragten erleben häufig das Gefühl, bei der Jobsuche diskriminiert zu werden. Besonders von der Benachteiligung betroffen, fühlt sich die Hälfte der Frauen, während es bei Männern circa ein Drittel sind. 

Ein Drittel der Teilnehmenden empfindet sogar, keine faire Chance in Bewerbungsprozessen zu erhalten. Hierbei gaben ein Drittel der Frauen an, selten oder nie eine faire Chance zu erhalten. 

Was sich bei dieser Studie besonders herauskristallisiert, ist der Stress und Leistungsdruck, mehr im Arbeitsleben leisten zu müssen als Personen ohne Migrationsgeschichte. Dieses Gefühl empfinden 35 Prozent der Beteiligten.

Besonders signifikant sind die Faktoren der Diskriminierung: demnach empfinden die Beteiligten Diskriminierung am häufigsten aufgrund ihres Namens (37 Prozent), ihrer Staatsangehörigkeit (31 Prozent), ihres Geburtsorts (27 Prozent) und ihrer Religion (26 Prozent). Weiterhin kreideten 43 Prozent der Befragten an, dass Menschen mit Deutsch als Muttersprache bevorzugt werden und es beim Personalmanagement Ressentiments gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte gibt. 

35 Prozent der Befragten halten anonymisierte Bewerbungsverfahren, bei denen also keine persönlichen Angaben wie Name, Geschlecht und Staatsangehörigkeit enthalten sind, für eine sinnvolle Maßnahme. Dass es sich hierbei allerdings statt einer Lösung eines Problems vielmehr um eine Verlagerung des Problems handelt, dürfte dann spätestens beim Vorstellungsgespräch erkennbar sein, wenn der Personalabteilung die dunklen Haare oder der Name dann doch nicht passen. 

Diskriminierende Politik schafft diskriminierende Verhältnisse

Die Ergebnisse dieser Umfrage sind zwar ernüchternd, allerdings angesichts der aktuellen politischen Verhältnisse nicht wirklich überraschend. Eine Politik, die durchweg diskriminierend ist, schafft nichts anderes, als Diskriminierung in allen möglichen Lebensbereichen von Menschen – sei es in der Bildung, in der Öffentlichkeit oder in den Betrieben. Solange diese Politik davon lebt, u.A. Menschen aufgrund bestimmter Persönlichkeitsmerkmale zu diskriminieren, kann es noch so viele – wenn überhaupt – vermeintliche Lösungsansätze geben – die Zahlen solcher Umfragen oder Studien werden nicht geringer, im Gegenteil. So sind solche Diskriminierungsprozesse Produkt einer langgeführten Politik, die sich bis heute derart negativ auf einen bestimmten Teil der Bevölkerung auswirkt. Da ist es auch die Existenz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes nicht von großer Bedeutung, wenn es nach wie vor Menschen gibt, die nicht dieselben Zugänge zu sozialen, ökonomischen und bildungspolitischen Prozessen haben. Es ist daher von großer Bedeutung, Menschen, die die Leidtragenden dieser Politik sind, in die soziale Bewegung in Deutschland einzubetten. Die Politik wird nämlich an diesem Umstand nichts ändern wollen, das können einzig und allein all jene, die für eine Gesellschaft einstehen, in der jeder Mensch die gleichen Rechte hat.

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