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“Es ist an der Zeit, für unsere Träume zu kämpfen“

 Turkei Jugend

Unter dem Motto “Ohne Frieden auch keine Zukunft!“ beteiligten sich über 1.000 Jugendliche an einem Sommercamp in Dikili/Türkei. Das neuntägige Camp endete am 24. August mit einem großen Lagerfeuer. Schüler, Studierende und junge Arbeiter aus der ganzen Türkei verabschiedeten sich, um sich im nächsten Jahr am Sommercamp mit internationaler Beteiligung wiederzusehen.

 

„Wir konnten uns austauschen”

Bei der Auswertungsrunde am letzten Tag betonten die Jugendlichen ihren Wunsch, an dem internationalen Sommercamp im nächsten Jahr teilnehmen zu wollen. Arya aus Amed sagte, übers Internet vom Camp erfahren zu haben. Obwohl sie niemanden zuvor gekannt habe, hätte sie sich mit allen sehr gut verstanden. Sie fügte hinzu: „Mit den Freunden aus Diyarbakır, die ich hier kennen gelernt habe, werde ich dort zusammenarbeiten. Besonders schön fand ich, dass hier türkische und kurdische Jugendliche zusammengekommen sind. Hier konnten wir uns gegenseitig kennen lernen und austauschen.“

Dilan aus Istanbul war auch das erste Mal bei einem solchen Camp dabei. Sie sagte: „Bis heute hatte ich keine kurdischen Freunde. Ich habe hier zum ersten Mal kurdische Freunde kennen gelernt und gesehen, wir freundlich sie sind.“ Ihren Beitrag beendete sie mit den Worten: „Es lebe die Brüderlichkeit der Völker!“

Dirim Su berichtet, sie sei mit 5 weiteren Jugendlichen aus Deutschland gekommen und sagte weiter: „Nächstes Jahr wollen wir mit mindestens 100 Jugendlichen aus Deutschland am internationalen Camp teilnehmen.“

 

Diversität zusammengeführt

Aykut aus Istanbul berichtete, er sei früher ein Rechter gewesen und habe deshalb Bedenken gehabt. Es sei aber alles glatt gelaufen. Barış aus Bolu sagte: „Hier traf der Westen auf den Osten. Die Entwicklungen im Osten hatten wir nur aus den Medien verfolgt und uns über die Kurden geärgert. Hier habe ich sie kennen gelernt und das hat meine Einstellung geändert. Siyabent aus Van lud seine neuen, auf dem Camp gewonnenen Freunde zu einem Besuch seiner kurdischen Heimatstadt ein.

 

Grenzenlose Entfaltung in den Workshops

Während der gesamten Campdauer fanden Workshops zu Themen wie „Poesie“, „Kurzgeschichten“, „Musik“ und „Theater“ statt. Hier konnten die Teilnehmer Erfahrungen sammeln, mit denen sie das Leben verändern können. Die Ergebnisse der Workshops konnten sie an den gemeinsam verbrachten Abenden aus- bzw. vorstellen. Das Konzert eines vor Ort entstandenen großen Chors oder einer Band, Rezitationsabende, Theaterstücke etc. standen allabendlich auf dem Programm des Camplebens. (İzmir/YH)

 

Internationales Jugendcamp findet 2014 in der Türkei statt

Die Abschlusserklärung des Camps wurde auf Türkisch und Kurdisch verlesen. Die Zuhörer unterbrachen dabei Elif Ergin vom Camp-Komitee mit Slogans wie „Die Jugend ist die Zukunft – die Zukunft ist der Sozialismus“ und „Es lebe die Brüderlichkeit der Völker!“ Ergin erinnerte daran, dass das 1. Sommercamp 1998 in Zusammenarbeit mit den Bewohnern von Bergama organisierte wurde, die damals einen Kampf gegen den Goldabbau mit Zyankali und die damit verbundene Umweltzerstörung geführt hatten. Die damals begonnene Tradition sei heute an einem historischen Wendepunkt angekommen. „In den zurückliegenden Monaten haben wir die Proteste der Studierenden an der ODTÜ-Uni gesehen. Im vergangenen Juni wurden wir Zeugen des größten Volkswiderstands in der Geschichte unseres Landes, der mit den Gezi-Park-Protesten begann. Der Freiheitskampf, den das kurdische Volk seit Jahrzehnten führt, ist heute in eine neue Phase gekommen. Wir sehen aber auch, dass die Putschisten in Ägypten ihre Massaker fortsetzen, dass in Rojawa Kurden von Banden massakriert werden, die von der AKP-Regierung aufgerüstet werden. Wir als Teilnehmer des Sommercamps rufen die türkischen und kurdischen Jugendlichen zur Solidarität mit der Bevölkerung von Rojawa auf!“

 

Gedenken an die Todesopfer von Gezi-Aktionen

Ergin erinnerte auch an die Todesopfer der Gezi-Aktionen, die Ausdruck der Auflehnung gegen die Restriktionen der AKP-Regierung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gewesen seien. “Wir gedenken unserer Brüder Ethem Sarısülük, Mehmet Ayvalıtaş, Abdullah Cömert, Ali İsmail Korkmaz und Medeni Yıldırım, die bei den Gezi-Protesten von Polizisten getötet wurden. Und wir versprechen, dass wir diesen Kampf fortsetzen werden“, so Ergin. Ferner sagte sie:
“Heute ist es an der Zeit, für unsere Träume zu kämpfen. Wir müssen kämpfen, um unser Recht auf Arbeit und Bildung durchzusetzen. Wir müssen kämpfen für eine Welt ohne Kriege, Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Rassismus und nationale Unterdrückung. Wir müssen gegen den Kapitalismus kämpfen. Denn eine Welt, wie wir sie uns wünschen, ist nur möglich, wenn wir den Sozialismus aufbauen.

Als Jugendliche, deren Herzen für die Natur, die Wissenschaft und die Menschheit schlagen, werden wir uns nächstes Jahr beim internationalen Sommercamp wiedersehen. Dann werden wir mit Jugendlichen aus zahlreichen Ländern der Welt gemeinsam unseren Traum von der Freiheit für Natur, Wissenschaft und die Menschheit wahr werden lassen.”

Tolga Alp Turgut / Oktay Yılmaz

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