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Frauen feiern den internationalen Frauentag in ihrer Fabrik

Der 100. internationale Frauentag wurde auch in diesem Jahr am achten März
in vielen Städten Deutschlands mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert. Organisiert wurden diese durch den Bundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V., Gewerkschaften, sozialen Einrichtungen und der Föderation demokratischer Arbeitervereine e.V. (DIDF). In Stuttgart feierten unter dem Motto „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“ 150 Menschen den achten März. Eingeladen war u.a. die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke). Bei einer  in Dortmund erzählte die Betriebsrätin der Firma Klüh, Sema Tirhis über den gemeinsamen Kampf ihrer Kolleginnen gegen schlechte Arbeitsbedingungen auf ihrer Arbeit. Außerdem war die Programmchefin und Moderatorin der Sendung „Ekmek ve Gül“ (Brot und Rosen) Sevda Karaca von dem türkischen Fernsehsender Hayat TV zu Gast. Hunderete Frauen und Männer kamen in Städten wie Köln, Bochum, Duisburg, Essen, Berlin, Hamburg zusammen, um den 8.März gemeinsam zu feiern.
Eine besondere Veranstaltung organisierten die IG Metall und der Bundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V. in Göppingen. Dort trafen sich 70
Arbeiterinnen der Saxonia Fabrik an ihrem Arbeitsplatz, um dort gemeinsam zu frühstücken.
Begrüßt wurden sie im Namen des Bundesverbandes der Migrantinnen in Deutschland e.V. von Sevgi Aslanboga mit den Worten: „Heute ist der achte März, der Weltfrauentag, und ich bin sehr erfreut, heute bei euch sein zu dürfen!“
In der Saxonia Fabrik produzieren insgesamt 350 Arbeiter, darunter 120 Frauen, Autoteile. Eine dieser Arbeiterinnen ist Hüsniye Yalcinkaya. Seit fünf Jahren arbeitet sie in der Saxonia Fabrik. Sie ist Mitglied im Bundesverband der Migrantinnen und gleichzeitig seit einem Jahr im Betriebsrat tätig. Ihr entstammt die Idee des gemeinsamen Frühstückens in der Fabrik. „Wo, wenn nicht dort sollten wir unseren erkämpften Tag feiern?“ dachten sich ihre Freundinnen im Bundesverband, als sie von ihrer Idee hörten und unterstützten Hüsniye bei den Vorbereitungen. Ihre Kolleginnen hingegen teilten die Begeisterung zunächst nicht. Ihnen fehlten die Erfahrungen für die Vorbereitung einer Veranstaltung. Außerdem waren sie sich nicht sicher, ob alle Arbeiterinnen zum gemeinsamen Frühstücken kommen würden. Doch mit dem Zuspruch des Betriebsrats schafften sie es, in ihrer Fabrik erstmals eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Und wenn es nach ihnen ginge, würde es nicht das letzte Mal sein, so die Frauen. „Es war eine stressige Vorbereitungszeit. Wir haben viel geputzt, damit alles an diesem besonderen Tag sauber ist und wir gemütlich feiern können. Jeder hat seine Aufgaben verantwortungsvoll erfüllt. Ich kann nur sagen, zum Glück haben wir es gewagt!“ erzählt eine Arbeiterin stolz.
Auch Hüsniye ist stolz auf ihre Kolleginnen. Die zweifache Mutter weiß, unter welchen Bedingungen einige von ihnen arbeiten. Sie selbst arbeitet in zwei Schichten. Doch es gibt auch Arbeiterinnen, die in drei Schichten produzieren müssen, erzählt sie. Die Arbeit sei stressig, ihre Pausen würden nicht bezahlt, weshalb sie eine halbe Stunde länger arbeiten müssen.
Außerdem verdienten die Frauen, wie im bundesweiten Durchschnitt, weniger als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit verrichten würden. Deshalb sei das gemeinsame Frühstücken sehr wichtig, betont Hüsniye. „Mein Ziel ist es, meine Kolleginnen zu mobilisieren, um unsere schlechten Arbeitsbedingungen zu verbessern.“ Und weiter fährt sie fort: „Wegen der Krise wurden viele Kolleginnen entlassen. Jetzt stellt die Fabrikleitung Leiharbeiterinnen ein, die für noch weniger Lohn die selbe Arbeit verrichten, wie wir. Das geht nicht. Deshalb müssen wir uns organisieren.“

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