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Für den Frieden auf die Straße!

Auch in diesem Jahr rufen verschiedene Friedensorganisationen, NGOs und Parteien zu den traditionellen Ostermärschen auf. Der diesjährige Marsch findet unter anderem mit folgenden zentralen Forderungen statt: Bundeswehr raus aus Afghanistan, Verbot aller Rüstungsexporte, Abschaltung aller Atomkraftwerke und Verbot aller Atomwaffen, Bundeswehr raus aus den Schulen und viele mehr.
Nicht umsonst stimmte Karl Liebknecht als einziger im Parlament gegen die Kriegskredite zu Beginn des ersten Weltkrieges und erfuhr dafür auch aus der eigenen Partei scharfe Kritik. Der erste Weltkrieg forderte über 1,7 Millionen Menschenleben. Auch als sich Sevim Dagdelen, Ulla Jelpke und weitere Mitglieder des Bundestages der Partei Die Linke im vergangenen Winter gegen den Libyenkrieg aussprachen, wurden sie zur Zielscheibe sogar in den eigenen Reihen. Damals wie heute ist es keine einfache Sache, sich gegen den Krieg auszusprechen. Auch die fortschrittlichsten Parteien streiten sich bei der Frage des Krieges. Jedoch ist offensichtlich und klar, dass das herrschende System ohne seine Kriege unvorstellbar ist. Obwohl der 2. Weltkrieg 60 Millionen Menschenleben gekostet hat, wollen die imperialistischen Mächte aus dem Geschäft „Krieg“ nicht aussteigen. Es zählt zu den profitabelsten Geschäften. Dabei fließen nicht nur Millionen von Dollar in die Taschen der Kriegstreiber, sondern es werden auch in verschiedensten Ländern wie im Irak oder Afghanistan usw. geostrategische Besetzungen durchgeführt, um an billige Rohstoffe zu kommen.

Mit neuesten Ideen und Strategien versuchen sie Kriege zu legitimieren und als Frieden zu verkaufen. Im Namen der Freiheit, Demokratie und Menschenrechte wurde in den Irak einmarschiert, um den Terror zu bekämpfen in Afghanistan und um den Diktator Gaddafi zu stürzen in Libyen. Von Demokratie, Freiheit oder Frieden kann in keinem der genannten Länder die Rede sein. Allein der Libyenkrieg kostete 50 000 Zivilisten das Leben. Dabei sieht die deutsche Bevölkerung die Kriege überwiegend kritisch. 70–80 Prozent befürworten den Krieg am Hindukusch nicht. Aber zu einer neuen Friedensbewegung kommt es leider nicht. Zu wenige gehen auf die Straßen, um den Herrschenden klar zu machen, dass diese keine Kriege führen sollen!
Die Bundesrepublik ist sehr interessiert an der Umverteilung der Welt. Die Kriege werden momentan zum Großteil im Nahen und Mittleren Osten geführt. Aber deren Auswirkungen bekommen auch wir, tausende Kilometer entfernt, zu spüren.
Die Bundeswehrreform sorgte dafür, dass mehr Kapazitäten für Auslandseinsätze zur Verfügung stehen. Statt gleichzeitig 7000 sollen nun mindestens 11000 Bundeswehrsoldaten im Ausland eingesetzt werden. Die Gelder, die nicht mehr für die Kasernen benötigt werden, sollen für neue Hightech-Waffen verwendet werden. Somit ist es die Absicht der Bundesregierung die Bundeswehr zu einem weltweit unschlagbaren Instrument der Außenpolitik zu machen. Es wurde vorgegeben, dass bis 2015 der Betrag von 8,3 Milliarden Euro für den Militärapparat eingespart werden solle. Doch im Gegensatz dazu, sollen bis dahin sogar noch 300 Millionen mehr ausgegeben werden. Schon 2012 sollen die deutschen Militärausgaben um mehr als fünf Prozent gegenüber 2011 wachsen.
Jugendliche werden in Schulen und auf den Arbeitsagenturen motiviert, sich für die Bundeswehr zu verpflichten. So wird den ansonsten perspektivlosen Jugendlichen eine vermeintlich vielversprechende Zukunft gezeigt. Deshalb ist es umso wichtiger auch dieses Jahr an den Ostermärschen teilzunehmen und ein Zeichen gegen den Krieg, der in unserem Namen geführt wird, zu setzen. Berthold Brecht schrieb nicht umsonst:
„Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem Zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten“. Und hier knüpfen wir an. Zum dritten lassen wir es nicht kommen. Auf zu den bundesweiten Ostermärschen.

 Cigdem Ronaesin

 

Die Geschichte der Ostermärsche

Alev Bahadir

Jedes Jahr an Ostern finden die sogenannten „Ostermärsche“ statt, bei denen tausende Menschen friedlich demonstrieren. Die Geschichte des Ostermarsches beginnt jedoch bereits 1958 in London. Dort begann der erste große Ostermarsch am Trafalgar Square mit tausenden Teilnehmern und der Forderung „Ban the Bomb“ (Verbietet die Bombe). Auf diese Art und Weise forderten die Teilnehmer die sofortige Abrüstung Großbritanniens und die Abschaffung der Kernwaffen. Bald schlossen sich berühmte Persönlichkeiten und Politiker der Protestbewegung an. Der Ostermarsch in London bildete den Anfang der Bewegung in Europa.

Hier darf man den historischen und politischen Kontext dieser Zeit nicht außer Acht lassen. In den 50ern und 60ern hatte der Kalte Krieg bereits begonnen und die Westmächte, allen voran die USA, und die Sowjetunion, hatten das Wettrüsten bereits gestartet. Die Welt lebte in der permanenten Angst eines Atomkrieges, zu dem es einige Male, das bekannteste Beispiel ist wohl die Kuba-Krise, auch fast gekommen wäre. Als dann der damalige Bundeskanzler der BRD, Konrad Adenauer, sein Interesse am Wettrüsten bekundete, war der Startschuss für den Ostermarsch in Deutschland gegeben.

Die Initiative zum ersten Ostermarsch in der BRD ging von einer kleinen Gruppe des „Verbands der Kriegsdienstverweigerer“ (VK) aus, die sich zu dem Bündnis „Aktionskreis für Gewaltlosigkeit“ zusammenschlossen. 1960 kam es dann zum ersten Ostermarsch in Norddeutschland, bestehend aus Gruppen aus Hamburg, Bremen, Hannover und Braunschweig. Dies war ein sogenannter „Sternenmarsch“, bei dem sich die Gruppen anschließend begegneten und den Marsch am Ostermontag 1960, nach mehreren Tagen, mit rund 1000 Teilnehmern am Truppenübungsplatz in Bergen-Hohne beendeten. Die Bewegung fand in den folgenden Jahren immer mehr Zulauf, so veranstaltete man die Ostermärsche mittlerweile bundesweit. Während es zu Beginn „nur“ tausend Menschen gewesen waren, stieg die Zahl weiter und weiter. 1963 waren es bereits 50000, 1967 dann 150000 und 1968 sogar 300000 Menschen. Danach ebbte das Interesse der Menschen langsam ab, nur um Anfang der 80er Jahre ihren Höhepunkt zu finden. 1983 nahmen 700000 Menschen an den Demonstrationen teil. Hauptaugenmerk waren der Kampf gegen die Neutronenbombe und der „NATO-Doppelbeschluss“, der besagte, dass nun Kurz- und Mittelstrecken-Atomwaffen auch in Deutschland stationiert werden sollten.

Die Ostermarschbewegung verlor im Laufe der Jahre zwar die Stärke von 1983, konnte aber situationsgebunden, in so manchem Jahr wieder dazu gewinnen. So waren die Demonstrationen während der Golfkriege und der Katastrophe von Tschernobyl stärker. Auch 2011, mit der Nuklearkatastrophe von Fukushima, wuchs die Bewegung wieder. Interessant ist neben der Teilnehmerzahl auch die Gesinnung der Teilnehmer. An den Märschen nehmen religiös-motivierte Pazifisten, Rüstungsgegner aus der Arbeiterbewegung und auch Einzelne, mit Interesse, teil. Der Ostermarsch ist nicht nur noch eine Bewegung der Atomgegner, sondern auch eine des Friedens.

 

Ostermärsche 2012

Ostermarsch Rhein-Ruhr, Samstag 7. April
Ja zur zivilen Lösung der Zukunftsprobleme – Nein zu Krieg, Atomrüstung und innerer Militarisierung – Nein zur NATO!

Duisburg
Auftakt 10:30 -12:00 Kuhtor
Kundgebung 13:00 Averdunkplatz

Düsseldorf
14:00 Uhr Auftakt vor dem DGB-Haus Friedrich Ebert Straße
15:30 Friedensfest auf dem Marktplatz

Gelsenkirchen
Konzert um 16:00 Uhr im Stadtgarten

Ostermarsch Stuttgart, Samstag 7. April
Hände weg vom Krieg! Atomwaffen ächten! Abrüsten!
13 Uhr: Lautenschlagerstr. (gegenüber Hbf)
14:30 Uhr: Kundgebung Schlossplatz

Ostermarsch Mannheim, Samstag 7. April
12 Uhr: Auftakt am Paradeplatz

Ostermarsch Berlin, Samstag 7. April
Krieg darf kein Mittel der Politik sein!
12:30 Uhr: Auftakt am Potsdamer Platz
Abschluss am Brandenburger Tor

Ostermarsch München, Samstag 7. April
Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt!
11 Uhr: Auftaktkundgebung am Mahnmal für die Oktoberfestattentats

Ostermarsch Hamburg, Montag 9. April
Bundeswehr raus aus Afghanistan! Kriegsvorbereitungen stoppen! Atomwaffen abschaffen, Atomkraftwerke abschalten!
12 Uhr: Auftakt bei der St. Gertrudkirche, Immenhof, U-Bahn Mundsburg
14 Uhr: Friedensfest am Carl-von- Ossietzky-Platz

 

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