Am Donnerstag den 12. August begeben sich plötzlich Dutzende Kollegen aus dem Heizkraftwerk Süd in München vor die Werkstore. Ihre Forderung ist simpel und doch müssen sie sich die Plattform erkämpfen, auf der sie diese kundtun.
Dass in Deutschland Arbeitskräfte aus anderen Ländern eingesetzt werden, denen man teilweise nicht einmal den Mindestlohn bezahlt, ist bereits keine Neuheit und immer wieder Grund für Proteste und Frust. So auch in München, wo Fachkräfte, hauptsächlich aus Ungarn, Polen und Kroatien, über Werkverträge Arbeiten verrichten, für die sie sonst das Dreifache an Lohn bekommen könnten.
In diesem Fall handelt es sich speziell um Fachkräfte, die dazu eingesetzt werden, die Energiewende in München sicherzustellen und das Heizkraftwerk (HKW) Süd zu modernisieren. Ihre Arbeit ist keine einfache und auch an diesem Tag kommen sie in voller Montur vor die Werkstore und lassen ihre Frust raus.
Das Arbeitnehmerentsendegesetz schafft keine Lohngleichheit
Auf Basis des Arbeitnehmerentsendegesetzes wird den Kollegen der Mindestlohn gezahlt, während vergleichbare Tätigkeiten nach dem Tarifvertrag höher bezahlt werden müssten. Hier nutzt die Stadtwerke München, für eine grüne Wende, dieses Gesetz aus, um über mehrere Firmen Menschen für einen Niedriglohn arbeiten zu lassen.
Das Arbeitnehmerentsendegesetz ist im Endeffekt nicht die Lösung, wenn man gleichen Lohn bei gleicher Arbeit fordert. Dies macht der Protest vor dem HKW deutlich, wo sich mehrere Gewerkschaften solidarisch mit den Werkverträglern gezeigt haben. Bei dem Protest, der von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di organisiert wurde, ist auch der Münchner Vertreter der IGBCE, sowie Tamás Székely, der Vorsitzende der ungarischen Chemiegewerkschaft VDSZ, anwesend.
In einer Presseinfo, die im Voraus auch viel Druck gegenüber den Subunternehmen gesorgt hatte, sagt Tamás Székely, „dass seit Jahren gleicher Lohn für gleiche Arbeit gefordert wird, aber die Firmen sich auf europäisches Recht berufen und nicht mehr bezahlen wollen.“
„Wir machen weiter, bis wir unser Ziel erreicht haben“
Auch Martin Marcinek, Landesfachbereichsleiter im Bereich Energieversorgung bei ver.di, betont „Es kann nicht sein, dass Facharbeiter, die dazu beitragen, die Energiewende in München zu garantieren, nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommen.“ Die internationale Solidarität scheint bereits Früchte zu tragen, denn kurz nach der Verkündung der Presseinformation durch ver.di, lädt das ungarische Subunternehmen die VDSZ zu Gesprächen ein.
Auf die Frage einer Journalistin der lokalen Abendzeitung AZ, ob die Arbeiter nun mit den Protesten aufhören werden, wenn es in die Verhandlungen geht, betont Székely, der gerade mit Mitgliedern der ungarischen Chemiegewerkschaft beisammen steht, dass sie solange protestieren werden, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Auf der Kundgebung bekräftigt auch Franz Schütz im Namen der ver.di München, Fachbereich Ver – und Entsorgung, die Aktionen der Arbeiter und spricht die Solidarität der Tarifbeschäftigten aus, von denen auch einige an der Kundgebung teilnehmen. (Korrespondenz aus München)